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HBS Böckler Impuls

Gesundheit: Randbeschäftigte leben gefährlich

Ausgabe 12/2014

Atypische Beschäftigung ist ungesund. Das zeigt eine Auswertung der empirischen Literatur zu diesem Thema.

Befristete Verträge oder Leiharbeit erhöhen nicht nur das Risiko, den Job zu verlieren, sondern laut Alice Sanwald und Engelbert Theurl auch das Risiko, krank zu werden. Die Ökonomen von der Universität Innsbruck haben eine sogenannte Metaanalyse durchgeführt: Sie haben die Resultate sämtlicher Studien statistisch ausgewertet, die den Zusammenhang zwischen atypischer Beschäftigung und Gesundheit untersuchen. Das Ergebnis: Es gibt einen solchen Zusammenhang – und er ist negativ.

Für ihre Analyse haben die Forscher über Literaturdatenbanken alle einschlägigen Aufsätze ermittelt, die in englischer Sprache in referierten Fachzeitschriften erschienen sind, auf mindestens 100 Beobachtungen beruhen und sich auf den Zeitraum zwischen 1984 und 2010 beziehen. Insgesamt konnten sie 37 Studien identifizieren, die 24 Länder abdecken. Der Stand der empirischen Forschung, der in diesen Studien zum Ausdruck kommt, spricht dafür, dass befristete Arbeitsverhältnisse, Leiharbeit oder Gelegenheitsjobs in mehrfacher Hinsicht die Gesundheit beeinträchtigen. Nachweisbar sind demnach ein erhöhtes Arbeitsunfall-Risiko und mehr Beschwerden über Einschränkungen des seelischen und körperlichen Wohlbefindens. Zudem neigen atypisch Beschäftigte eher zu gesundheitsschädlichem Verhalten: Sie nehmen seltener an Vorsorge-Untersuchungen teil und sind häufiger von Nikotin- oder Alkoholabhängigkeit betroffen. Bei der durchschnittlichen Zahl der Krankmeldungen liegen sie dagegen hinter den unbefristet Vollzeitbeschäftigten.

Die beobachteten Effekte dürften laut Sanwald und Theurl zum einen auf schlechteren Arbeitsbedingungen beruhen. Atypische Beschäftigung sei überproportional verbreitet in unfallträchtigen Branchen wie der Bauwirtschaft. Auch das Bildungsniveau spiele wahrscheinlich eine Rolle: Geringqualifizierte seien einerseits häufiger atypisch beschäftigt und andererseits generell stärker von Gesundheitsproblemen betroffen. Als eine weitere mögliche Ursache für das erhöhte Krankheitsrisiko nennen die Autoren den Druck, der auf befristet Beschäftigten lastet: Um eine Wiederbeschäftigung zu erreichen, nähmen diese Arbeitnehmer überdurchschnittliche Anstrengungen in Kauf. Auch die geringeren Fehlzeiten dürften demnach auf Angst um den Job zurückzuführen sein.

Alice Sanwald, Engelbert Theurl: Atypical employment and health: A meta-Analysis (pdf), Universität Innsbruck, Working Papers in Economics and Statistics, 2014-15

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