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Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Friedenspartei SPD

Ausgabe 06/2014

Zunächst organisiert die SPD Demonstrationen gegen den Ersten Weltkrieg - später stimmt sie den Kriegskrediten zu. Auch die Gewerkschaften verzichten auf Streiks.

Dem Kriege erteilt der Parteivorstand der SPD eine deutliche Absage. In den letzten Julitagen des Jahres 1914, einen Monat nach dem Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo, warnt die deutsche Sozialdemokratie mit drastischen Worten vor dem heraufziehenden Konflikt. Die sozialdemokratischen Blätter, unter ihnen der „Lübecker Volksbote“, drucken den Aufruf, der zuerst in der Partei­zeitung „Vorwärts“ erschienen ist, schnellstens ab.
Zwei Tage vor dem Aufruf hat Österreich-Ungarn Serbien ein herausforderndes Ultimatum gestellt; die Zeichen stehen auf Krieg.

Die SPD ist in großer Sorge: Im drohenden „Weltkrieg“, so die Befürchtung, würden die „herrschenden Klassen“ das Proletariat als „Kanonenfutter“ verheizen. Der Parteivorstand ruft zu Protesten gegen den Krieg auf. Weit über eine halbe Million Arbeiter und Bürger folgen dem Aufruf und demonstrieren zwischen dem 26. und 31. Juli in über 160 Städten und Ortschaften für den Frieden. Allein in Berlin strömen 30.000 Menschen zu einer Kundgebung gegen den Krieg zusammen. Gleichzeitig sollten die französischen Sozialisten ihrerseits mit Demonstrationen Druck machen, um die Regierung auf Friedenskurs zu zwingen.

Doch es ist zu spät. Am 1. August 1914 erklärt das Deutsche Reich Russland den Krieg, zwei Tage später auch Frankreich – der Erste Weltkrieg nimmt seinen verheerenden Lauf. Die Bilder jubelnder Deutscher, die nun Soldaten an die Front verabschieden, machen schnell vergessen, dass Tage zuvor noch Zigtausende für den Frieden demonstriert hatten. Die Solidarität der europäischen Linken liegt zu diesem Zeitpunkt in Scherben.

Der SPD-Vorsitzende Friedrich Ebert sieht die Gelegenheit gekommen, seine Partei vom Ruch der „vaterlandslosen Gesellen“ zu befreien. Geschlossen stimmt die SPD den Kriegskrediten zu, wie ihrerseits die französischen Genossen. Auch die Gewerkschaften geben ihre wichtigste Waffe aus der Hand und erklären den Verzicht auf Streiks. Der Erste Weltkrieg fordert den freien Gewerkschaften große Opfer ab. Zählten sie 1914 noch rund 2,5 Millionen Mitglieder, sind es 1916 kaum noch eine Million. Auch die SPD geht durch eine Bewährungsprobe; 1917 spaltet sich von der etablierten Arbeiterpartei die USPD ab.

Text: Marc von Lüpke

RÄTSELFRAGEN

- Was brachte der SPD-Vorsitzende Friedrich Ebert Anfang August 1914 in der Schweiz in Sicherheit?

- Welcher französische sozialistische Politiker wurde am 31. Juli 1914 wegen seiner Friedensbemühungen mit Deutschland von einem Fanatiker ermordet?

- Welche deutsche Künstlerin setzte ihrem in Flandern gefallenen Sohn Peter mit der Doppelskulptur „Trauerndes Elternpaar“ ein bewegendes Denkmal?

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AUFLÖSUNG DER RÄTSELFRAGEN 5/2014

Gaius Octavius – Otto Rombach – Rembrandt 

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