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Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Die Zwiebel-Hausse

Ausgabe 05/2014

Spekuliert wurde auch schon im 17. Jahrhundert solange bis die Blase platzt: Damals erzielten aber nicht verbriefte Immobilenkredite Mondpreise sondern Tulpenzwiebeln. 

Eine kostbare Tulpe mit Namen „Semper Augustus“, was so viel bedeutet wie „immer erhaben“, macht im 17. Jahrhundert nicht nur durch ihr auffälliges Flammenmuster, sondern auch durch ihren Preis ihrem Namen alle Ehre: Rund 10.000 Gulden kostet eine einzige Zwiebel dieser Sorte zu Beginn des Jahres 1637. Möglich macht diesen irrwitzigen Preis die zu diesemZeitpunkt grassierende Tulpen-Manie. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts begeistern die exotischen, ursprünglich aus Asien stammenden Pflanzen immer mehr Europäer. In den Niederlanden gilt ihre Kultivierung bald als Zeitvertreib der Reichen, Vornehmen und Gebildeten.

Nur einen einzigen Makel besitzen Tulpen aus der Sicht ihrer Liebhaber: Sie vermehren sich zu langsam. Jede Mutterzwiebel wirft nur wenige Brutzwiebeln ab. Angesichts der schnell steigenden Nachfrage schießen deshalb die Preise in die Höhe. Bald entdecken auch Spekulanten das Geschäft mit der Tulpe. Bei Auktionen in Wirtshäusern erzielen Tulpenzwiebeln immer höhere Preise. Viele Tulpenzwiebeln werden nun nicht mehr gekauft, weil sich jemand daran im eigenen Garten erfreuen will. Sie sind Spekulationsobjekte geworden – einzig erworben, um zu einem späteren Zeitpunkt für einen noch höheren Preis weiterverkauft zu werden. Neue Finanzinstrumente für den Tulpenhandel werden erfunden. Mittels Verbriefungen, Derivaten, Anteilsscheinen und Terminkontrakten zocken viele Liebhaber mit den Tulpenzwiebeln und erhoffen reichen Gewinn. Einmal wechselt ein ganzes Haus für drei Tulpenzwiebeln den Besitzer. 

Doch Anfang Februar 1637 platzt die Spekulationsblase: Auf einer Auktion erzielt plötzlich keine Zwiebel mehr den erhofften Preis. Viele Anleger verlieren ein Vermögen. Die „Semper Augustus“, die begehrteste Sorte, bewahrt noch drei Jahrhunderte ein dunkles Geheimnis. Niemand kann erklären, warum nicht alle Nachkommen der Tulpe das erwünschte Muster zeigen – was die Pflanze noch begehrter und rätselhafter erscheinen lässt. Der wahre Grund dafür, der erst 1920 entdeckt wird, erweist sich als Menetekel: Das Flammenmuster ist eine krankhafte Veränderung der Blütenblätter – hervorgerufen durch das von Blattläusen übertragene Tulpenmosaikvirus. 

Text: Marc von Lüpke

RÄTSELFRAGEN

- Augustus – „der Erhabene“ – nannte sich auch der erste römische Kaiser der Geschichte. Wie hieß er wirklich? 

- Welcher Schriftsteller schrieb das Buch „Adrian der Tulpendieb“ über die Tulpenkrise? 

- Nach welchem niederländischen Maler sind die Tulpensorten mit einem auffälligen, geflammten Farbenspiel der Blütenblätter benannt?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 28. Mai 2014 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

PREISE

1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro, 2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 30 Euro

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AUFLÖSUNG DER RÄTSELFRAGEN 4/2014

Arts and Crafts Movement – London – Clara Zetkin

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