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HBS Böckler Impuls

Arbeitsmarkt: Lesben in München benachteiligt

Ausgabe 12/2013

Die Ökonomin Doris Weichselbaumer von der Universität Linz hat in einem Experiment untersucht, inwieweit Lesben bei der Arbeitsplatzsuche diskriminiert werden.

Dafür hat sie auf Stellenanzeigen für Bürotätigkeiten in Berlin und München über 1.000 fiktive Bewerbungen verschickt. Alle Bewerberinnen hatten den gleichen Namen, waren 30 Jahre alt, hatten nach dem Abitur eine Ausbildung als Bürokauffrau absolviert und acht Jahre Berufserfahrung. Unterschiede gab es lediglich beim Familienstand und der sexuellen Orientierung: Ein Viertel der Frauen war mit einem Mann verheiratet, ein anderes Viertel gab als Familienstand eine eingetragene Partnerschaft mit einer Frau an. Von den ledigen Bewerberinnen war laut Lebenslauf die eine Hälfte in der Buchhaltung des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland ehrenamtlich aktiv, die andere Hälfte bei einem Kulturzentrum. Jeder Stellenanzeige wurde eine der vier Identitäten per Zufall zugeordnet. Im Ergebnis zeigt sich, dass Lesben am Münchner Arbeitsmarkt systematisch benachteiligt werden: Wenn die fiktive Bewerberin ledig und heterosexuell war, gab es dort zu 45 Prozent positive Rückmeldungen, bei Ehefrauen zu 42 Prozent. Lesben hatten unabhängig von ihrem Familienstand nur zu knapp 33 Prozent Erfolg. In Berlin dagegen scheint Diskriminierung von Lesben eher unüblich: Hier gab es keine signifikanten Unterschiede bei den Rückmeldungen. Als mögliche Erklärung nennt Weichselbaumer das unterschiedliche kulturelle Klima in Berlin und München, das die Einstellungen gegenüber sexuellen Minderheiten beeinflussen könnte: Bayern sei relativ konservativ und mehrheitlich katholisch, Berlin dagegen gelte als progressive Stadt und sei vor allem von Konfessionslosen bewohnt. 

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