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HBS Böckler Impuls

Jugendarbeitslosigkeit: Narben im Lebenslauf

Ausgabe 11/2013

Jugendarbeitslosigkeit schadet nachhaltig: Wer als Berufsanfänger zeitweilig ohne Job ist, muss noch Jahre später mit Nachteilen auf dem Arbeitsmarkt rechnen.

Zu diesem Ergebnis kommen Achim Schmillen und Matthias Umkehrer vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Aus theoretischer Sicht spreche einiges dafür, dass Jugendarbeitslosigkeit langfristig negative Auswirkungen hat, schreiben die Ökonomen. So seien Lerneffekte am Anfang der Karriere am größten. Fehlende Berufserfahrung in dieser Phase könnte dazu führen, dass bestimmte Fähigkeiten nie erworben werden. Zudem sei davon auszugehen, dass es einen „Stigma-Effekt“ gibt: Viele Arbeitgeber neigten dazu, Arbeitslosigkeit als Makel im Lebenslauf von Bewerbern zu betrachten.

Zur empirischen Überprüfung ihrer Annahmen haben die Wissenschaftler zwei umfangreiche Datensätze ausgewertet – die Integrierten Erwerbsbiographien und das Betriebs-Historik-Panel des IAB. Dabei konnten sie auf Informationen zu mehr als 800.000 Männern zurückgreifen, die zwischen 1978 und 1980 eine Berufsausbildung abgeschlossen haben. Um sicherzustellen, dass sie bei ihrer Untersuchung wirklich die Effekte von Jugendarbeitslosigkeit messen – und nicht die Folgen unterschiedlicher Kompetenzen der Absolventen – ließen die Forscher zwei Faktoren in ihre Berechnungen einfließen: Zum einen berücksichtigten sie die regionalen Arbeitsmarktbedingungen zum Zeitpunkt des Berufsabschlusses. Zum anderen prüften sie, ob ein Ausbildungsbetrieb kurz nach dem Abschluss geschlossen wurde. Beide Variable wirken sich auf das Arbeitslosigkeitsrisiko aus, sind aber unabhängig von den persönlichen Merkmalen der Absolventen. Das heißt: Wenn Betroffene später häufiger arbeitslos sind, liegt das nicht an ihren Fähigkeiten, sondern allein daran, dass sie früher schon arbeitslos waren.

Der Analyse zufolge verursacht jeder Tag Arbeitslosigkeit während der ersten acht Jahre im Berufsleben im Schnitt zwei weitere Tage ohne Job während der folgenden 16 Jahre. Wer ein besonders hohes Arbeitslosigkeitsrisiko aufweist, bei dem ist der Effekt noch stärker ausgeprägt. Die rechtzeitige Integration von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt könne also langfristigen Problemen vorbeugen, konstatieren Schmillen und Umkehrer.

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