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HBS Böckler Impuls

Arbeitsorganisation: Gute Erfahrungen mit dem Home Office

Ausgabe 03/2013

Einer britischen Studie zufolge macht die Möglichkeit zur Telearbeit Beschäftigte insgesamt zufriedener. Es gibt allerdings geschlechtsspezifische Unterschiede.

Wenn von ihrem Arbeitsplatz die Rede ist, dürften die meisten Beschäftigten an ein Büro, Geschäftsräume oder eine Fabrik denken. Telearbeiter hingegen können ihren Job zumindest teilweise auch in der eigenen Wohnung erledigen. Die strukturellen Merkmale dieser Beschäftigungsform und die Zufriedenheit von Frauen und Männern mit Heimarbeitsplätzen hat der Ökonom Dan Wheatley von der Nottingham Trent University untersucht. Das Ergebnis seiner empirischen Analyse: Wer zu Hause arbeitet, ist sowohl mit der Arbeit als auch der Freizeit überdurchschnittlich zufrieden. Telearbeiterinnen opfern allerdings einen erheblichen Teil ihrer verbleibenden Zeit für den Haushalt.

Bisherige Studien zu den Auswirkungen von Telearbeit seien zu ambivalenten Ergebnissen gekommen, konstatiert Wheatley. Einerseits erspare sie Beschäftigten die Anreise zum Arbeitsplatz und erhöhe die zeitliche Autonomie. Beides könne zu einer verbesserten Work-Life-Balance beitragen. Andererseits bestehe die Gefahr, dass die Grenze zwischen Arbeit und Privatem verschwimmt, dass beispielsweise Technologien zur Kontrolle von Arbeitnehmern in die häusliche Umgebung Eingang finden. Wegen des fehlenden direkten Kontakts zu Kollegen sei es für Heimarbeiter schwieriger, soziale Netzwerke aufrechtzuerhalten. Besonders in Unternehmen mit einer ausgeprägten Anwesenheitskultur drohten ihnen Karrierenachteile.

Wie sich Telearbeit in Großbritannien entwickelt, hat der Wirtschaftswissenschaftler anhand des British Household Panel Survey untersucht, einer jährlich wiederholten repräsentativen Befragung von über 5.000 britischen Haushalten. Seinen Berechnungen zufolge arbeiteten 2009 etwa 2 Prozent der Beschäftigten hauptsächlich zu Hause, Mitte der 1990er-Jahre waren es 1,4 Prozent. Frauen stellen die Hälfte der Heimarbeiter, Mütter mit Kindern sind überrepräsentiert. Das deute darauf hin, so Wheatley, dass traditionelle Vorstellungen von der Aufgabenverteilung in Familien oft eine Rolle spielen, wenn Frauen zu Hause arbeiten.

Für diese Vermutung sprechen auch die Unterschiede bei den Arbeitszeiten: Während männliche Telearbeiter im Schnitt 34,6 Stunden pro Woche erwerbstätig sind, kommen Telearbeiterinnen nur auf 21,3 Stunden. Umgekehrt sieht es bei der Hausarbeit aus: Männer, die zu Hause arbeiten, engagieren sich wöchentlich 5,5 Stunden im Haushalt, Frauen dagegen 19,4 Stunden. Hinzu kommen 1,3 Stunden für die Pflege von alten oder kranken Angehörigen bei den männlichen und 2,3 Stunden bei den weiblichen Telearbeitern. Viele Frauen, resümiert der Ökonom, nutzten das Home Office offenbar, um parallel zur Erwerbsarbeit ihren häuslichen Verpflichtungen nachgehen zu können. Insgesamt unterscheide sich ihre Arbeitsbelastung trotz der kürzeren Arbeitszeiten nicht wesentlich von derjenigen der Männer oder anderer berufstätiger Frauen.

Bei der Arbeitszufriedenheit schneiden sowohl männliche als auch weibliche Telearbeiter besser ab als Beschäftigte, die auf dem Gelände ihres Arbeitgebers oder unterwegs arbeiten – auch dann, wenn Faktoren wie das Alter, die Wochenarbeitszeit oder die berufliche Position herausgerechnet werden. Auch mit ihrer Freizeit sind Heimarbeiter unabhängig vom Geschlecht zufriedener. Bei Frauen sind die Unterschiede in der Zufriedenheit allerdings stärker ausgeprägt im Hinblick auf die Erwerbsarbeit als hinsichtlich der Freizeit. Ein möglicher Grund: die überdurchschnittlich hohe Belastung durch Hausarbeit bei Telearbeiterinnen.

  • Wer zu Hause arbeitet, ist sowohl mit der Arbeit als auch der Freizeit überdurchschnittlich zufrieden. Zur Grafik
  • Viele Frauen nutzen das Home Office, um parallel zur Erwerbsarbeit ihren häuslichen Verpflichtungen nachgehen zu können. Zur Grafik

Dan Wheatley: Good to be home? Time-use and satisfaction levels among home-based teleworkers, in: New Technology, Work and Employment 3/2012

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