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Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Frei Ziel: Der Schützenverein der Arbeiter

Ausgabe 10/2012

In der Weimarer Republik ist die Welt nach Klassen organisiert: Die Proletarier treffen sich im Arbeiterschützenbund. Schon bald wird aber auch dort die Auseiandersetzung zwischen Kommunisten und SPD ausgetragen.

Frei Ziel! So grüßen sich in den Jahren der Weimarer Republik die Arbeiterschützen. Das Plakat wirbt für eine Geschäftsstelle in der Karlsruher Südstadt. Am 1. November 1920 wird unter Führung des Sozialdemokraten Fritz Flegel der Arbeiterschützenbund Deutschlands (ASB) gegründet, der zuständige Dachverband ist die Zentralkommission für Sport und Körperpflege. Die Welt wird nach Klassen organisiert – und die Emanzipation geschieht in Nachahmung der bürgerlichen Schützenvereine, von denen man sich zugleich scharf in Kleidung und Auftreten abgrenzt: Arbeiterschützen sollen eine lange dunkle Hose, eine dunkelgrüne Sportjoppe und einen gleichfalls dunkelgrünen Schlapphut mit Federn tragen. Gegenüber den arbeitslosen Schützen, die sich diese Kluft nicht leisten können, ist man nachsichtiger. Sie tun ihre Pflicht, wenn sie stets sichtbar die Bundesnadel in den Farben Grün und Rot tragen. Mit dem Spruch „Treibt Schießsport“ auf dem Plakat will der Verband beide Geschlechter ansprechen – das Bild suggeriert Gleichberechtigung, wenn auch der Frau die Schußwaffe vorenthalten bleibt. Tatsächlich sind Frauen selten organisiert. Im Mittelpunkt steht das Kleinkalibergewehr – eine Waffe, die der Versailler Vertrag als nicht-militärisch klassifiziert und daher dem besiegten Gegner gestattet.

Der Schießsport hat es jedoch schwer, da reformistisch gesonnene Arbeiter dem Umgang mit der Waffe kritisch gegenüberstehen. Zudem tobt im Bund ein unerbittlicher Kampf zwischen der SPD und der kommunistischen Opposition. Als 1929 ein neuer Bundesvorsitzender gewählt wird, erringen die SPD-nahen Kräfte 23 Stimmen, die kommunistischen Kräfte 21. Bald wird aus dem Spiel tödlicher Ernst. Sowohl das Reichsbanner, ein paramilitärischer, von Sozialdemokraten dominierter Verband, der die Republik verteidigen will, als auch der kommunistische Rotfrontkämpferbund fordern ihre Mitglieder auf, den Arbeiterschützenbund zu nutzen, um hier den Umgang mit Waffen zu erlernen. Im Jahr 1933 lösen die Nazis den Bund sofort auf.

Text: Frank Ahland

Rätselfragen

Die Zentralkommission wurde ab 1924 von Fritz Wildung geleitet. Seine Tochter wurde 1972 Bundestagspräsidentin. Wie lautet ihr Name?
Wie groß durfte früher beim Kleinkaliber der Geschossdurchmesser maximal sein?
Im Jahr 1931 bildete das Reichsbanner zusammen mit Arbeitersport-Organisationen und den Gewerkschaften eine Organisation, die die Republik gegen Extremisten schützen sollte. Ihr Logo waren drei gleichgerichtete Pfeile. Wie hieß sie?
Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 30. Oktober bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

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1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro,
2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 30 Euro

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Auflösung der Rätselfragen 9/2012

14. März – Harry Pollitt – Eleanor

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