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HBS Böckler Impuls

Beschäftigung: Gewerkschaftsmitglieder seltener entlassen

Ausgabe 08/2012

Arbeitgeber entlassen Gewerkschaftsmitglieder deutlich seltener als Nicht-Mitglieder. Für Frauen lohnt sich die Zugehörigkeit zu einer Gewerkschaft besonders.

Wer Mitglied in einer Gewerkschaft ist, trägt nur ein halb so hohes Risiko entlassen zu werden wie ein nicht organisierter Beschäftigter. Das haben Laszlo Goerke von der Universität Trier und Markus Pannenberg von der Fachhochschule Bielefeld jetzt erstmals nachgewiesen. Frauen profitieren besonders von der Mitgliedschaft: Bei ihnen sinkt die Kündigungswahrscheinlichkeit sogar um drei Viertel.

Für ihre Studie haben die Forscher Daten des Sozio-oekonomischen Panels von 1985 bis 2005 ausgewertet, das unregelmäßig auch die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft abfragt. Zudem wird erfasst, wer von seinem Arbeitgeber entlassen worden ist. Um den Zusammenhang zwischen Gewerkschaftsmitgliedschaft und Entlassungsrisiko eindeutig nachzuweisen, haben Goerke und Pannenberg andere mögliche Erklärungen – etwa den Einfluss von Betriebsräten – geprüft. Dabei konnten sie aber keine signifikanten Effekte feststellen.

Warum Gewerkschaftsmitglieder seltener entlassen werden, lässt sich den Daten nicht entnehmen. Die Forscher können sich der Ursache nur theoretisch nähern. Sie gehen davon aus, dass es für Unternehmen teurer ist, Gewerkschaftsmitglieder zu entlassen. Vermuteter Grund: Mitglieder werden bei einer Kündigungsschutzklage von ihrer Gewerkschaft unterstützt und müssen keinen Anwalt bezahlen. Aus Sicht der Arbeitgeber sei damit das Risiko größer, mit einer Kündigung vor Gericht zu landen. Es sei daher davon auszugehen, dass Arbeitgeber bei Nicht-Mitgliedern schneller eine Kündigung aussprechen als bei Gewerkschaftsmitgliedern.

Laszlo Goerke, Markus Pannenberg: Trade Union membership and dismissals, in: Labour Economics 6/2011

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