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HBS Böckler Impuls

Arbeitsmarkt: Ältere: Einsatz des Vermittlers entscheidet

Ausgabe 16/2008

Ältere Langzeitarbeitslose haben durchaus noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt - wenn sie gezielt gefördert werden. Die Betriebe schätzen eine gute Betreuung durch Arbeitsvermittler, stellte sich bei einem Modellprojekt heraus. An Lohnkostenzuschüssen sind sie weniger interessiert.

Dauerhaft Erwerbslose über 50 zählen am Arbeitsmarkt zu den am schwersten zu vermittelnden Gruppen. Doch auch ihnen kann Arbeitsvermittlung die Rückkehr ins Erwerbsleben ermöglichen. Bei "Perspektive 50plus", einem Förderprogramm hauptsächlich für ältere Langzeitarbeitslose, fand etwa jeder Fünfte schon vor Ende der Laufzeit des Projektes eine Stelle. "Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Kombination von individueller Betreuung und Förderung von Langzeitarbeitslosen sowie in gezielter Ansprache und Beratung von Unternehmen", erklären die Forscher des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Das IAQ hat die erste Phase des Programms ausgewertet und die Erfolgsfaktoren identifiziert.

Individuelle Betreuung. Das Bundesarbeitsministerium hat mit dem Projekt bis Ende vergangenen Jahres 62 regionale Beschäftigungspakte gefördert. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor bestand darin, dass eigene Betreuungs- und Vermittlungsstrukturen für ältere Langzeitarbeitslose aufgebaut wurden. Die Vermittler mussten sich nur um wenige Menschen kümmern, konnten sich Zeit nehmen und Kontakte zu Betrieben pflegen. Sie vermittelten Trainings, die nicht nur die Motivation, sondern auch das Selbstbewusstsein stärken sollten. Hinzu kamen - wenn nötig - Qualifizierungselemente. Weil in dünn besiedelten Gegenden mangelnde Mobilität oft ein Vermittlungshemmnis darstellt, wurde in einigen Fällen der Erwerb eines Führerscheins unterstützt. Die Eingliederungskosten lagen laut IAQ im Schnitt bei 9.940 Euro.

Lohnkostenzuschüsse kaum gefragt. In allen vom IAQ untersuchten Regionalprojekten gab es die Möglichkeit, Zuschüsse an die neuen Arbeitgeber zu zahlen. Doch es stellte sich heraus, dass Lohnkostenzuschüsse in der Regel nicht entscheidend für den Vermittlungserfolg waren. Die Mehrzahl der Jobzusagen ergab sich ohne finanzielle Förderung, berichtet das IAQ. Die Wissenschaftler folgern daraus, dass es zwar aufwändig ist, sowohl die älteren Langzeitarbeitslosen als auch die Betriebe intensiv zu betreuen. Jedoch scheint dies häufig wirksamer, als allein Lohnkostenzuschüsse an die Arbeitgeber zu zahlen.

Persönliche Ansprache in Klein- und Kleinstbetrieben. Drei von vier erfolgreich Vermittelten fanden eine Stelle in Unternehmen mit maximal 50 Beschäftigten. Durch enge Zusammenarbeit zwischen Vermittler und Betrieb wurden hier oft neue und passende Anforderungsprofile formuliert. Unternehmen, die über keine eigene Personalabteilung verfügen, waren dankbar für die Vorauswahl der Vermittler. "Die Betriebe schätzten es zudem sehr, dass diese Vermittler - oder ,Kümmerer', wie sie in einigen Regionen genannt wurden - auch noch in den ersten Monaten des angebahnten Beschäftigungsverhältnisses für eine Nachbetreuung zur Verfügung standen", so das IAQ. Die neuen Stellen waren meist auf dem Niveau der zuletzt ausgeübten Tätigkeit, dazu kommen etwa je 20 Prozent mit einem Statusauf- oder -abstieg. Ein Großteil der Vermittelten hat sich im Tätigkeitsbereich neu orientiert und eine bislang ungewohnte, neue Aufgabe übernommen. Von den erfolgreichen Teilnehmern sagen zwei Drittel, dass sie ohne das Programm und die intensive Betreuung nicht so schnell einen Job gefunden hätten. Selbst 40 Prozent derjenigen, die keine Stelle bekamen, erklärten, dass ihnen "Perspektive 50plus" geholfen habe, die eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.

  • Ältere Langzeitarbeitslose haben durchaus noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt – wenn sie gezielt gefördert werden. Die Betriebe schätzen eine gute Betreuung durch Arbeitsvermittler, stellte sich bei einem Modellprojekt heraus. An Lohnkostenzuschüssen sind sie weniger interessiert. Zur Grafik
  • Langzeitarbeitslose über 50 haben noch Chancen – aber ab 55 werden auch die kleiner. Zur Grafik

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