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HBS Böckler Impuls

Elterngeld: Nur wenige bekommen über 1.000 Euro

Ausgabe 05/2008

Im vergangenen Jahr wurden 570.000 Anträge auf Elterngeld bewilligt. Männer haben 10,5 Prozent davon gestellt und im Schnitt deutlich mehr Geld als Frauen bekommen.

Jeder zehnte erfolgreiche Antrag auf Elterngeld stammt von einem Vater. "Das ist zwar eine deutliche Erhöhung des Männernanteils gegenüber der Vorgängerlösung, aber trotz der großzügigen Regelung werden neun von zehn Väter nicht erreicht", sagt Christina Klenner vom WSI. Und der zeitliche Anteil der Väter fällt noch deutlich bescheidener aus: Nur etwa 4,6 Prozent des gesamten Elternzeit-Volumens ging 2007 an Männer. Paul M. Schröder vom Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe hat die Daten des Statistischen Bundesamtes zum Elterngeld im Detail ausgewertet. Er folgert aus den Zahlen für das erste Elterngeld-Jahr: Wenn sich Männer für eine subventionierte Baby-Pause entscheiden, dann meist nur für zwei Monate oder knapp darüber. Zwei Monate sind das Minimum, damit ein Paar über den Zeitraum von 14 Monaten das Elterngeld beziehen kann.

Die Männerquoten weichen je nach Bundesland stark voneinander ab. So haben in Berlin die Väter 13,3 Prozent aller Anträge auf Elterngeld gestellt, im Saarland aber nur 6,2 Prozent. Eine Auswertung nach Kreisen zeigt: Vor allem Männer in Universitätsstädten kommen in den Genuss des Elterngeldes. Die Akzeptanz der Arbeitgeber dürfte dort höher sein als andernorts,  vermutet Schröder.

Frauen bekommen nach Schröders Kalkulation im Schnitt 584 Euro im Monat, ein auffällig großer Anteil von ihnen nur den Mindestbetrag von 300 Euro. Jede dritte Mutter war entweder arbeitslos oder hat entsprechend wenig verdient - das Elterngeld beträgt 67 Prozent des zuletzt erzielten Einkommens. Besonders viele Mütter mit wenig Geld leben im Osten, in Bremen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland. Bundesweit erhalten lediglich 12,9 Prozent der Frauen für ihre berufliche Auszeit ein Elterngeld von 1.000 Euro und mehr. "Ich finde es überraschend, wie wenige Frauen vor der Geburt ein gutes Gehalt beziehen. Schließlich sind für 1.000 Euro Elterngeld nicht mehr als 1.500 Euro Nettogehalt gefordert", sagt  Schröder.

Das Elterngeld der Männer fällt in der Regel ebenfalls nicht üppig aus: Für sie gibt es im Schnitt 946 Euro. Jeder dritte Vater bekam maximal 500 Euro, in Berlin gilt das sogar für jeden zweiten. In Bayern hingegen haben rund 60 Prozent der Elterngeld-Väter über 1.000 Euro erhalten.

Junge Mütter im Osten. Beim Alter der Mütter beobachtet Schröder einen deutlichen Unterschied zwischen Ost und West: In den neuen Bundesländern und im wirtschaftlich schwachen Bremen haben mehr junge Frauen Kinder, sie beantragen folglich früher Elterngeld. Fast jede dritte Empfängerin von Elterngeld in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern ist unter 25 - in Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg nicht einmal jede sechste. "Weltweit betrachtet ist bekannt, dass Frauen in eher ärmeren Ländern früher Kinder bekommen", sagt Schröder. Dass das auch im Binnenvergleich in Deutschland zutrifft, habe ihn verblüfft.

  • Bundesweit stammen 10,5 Prozent der erfolgreichen Anträge von Vätern. Die Männerquoten weichen je nach Bundesland deutlich von einander ab. Zur Grafik

Paul M. Schröder: Elterngeld 2007. Ein kurzer geschlechtspezifischer Ländervergleich: Bewilligte Anträge nach Altersgruppen und Höhe des bewilligten Elterngeldes. Kurzmitteilung des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe, März 2008

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