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HBS Böckler Impuls

Kinder: Armut verbaut Bildungschancen

Ausgabe 02/2006

Kinder aus armen Familien machen in der Schule seltener Karriere als Kinder aus reichen Haushalten - auch, wenn sie gebildete Eltern haben. Steht die Entscheidung für Haupt-, Realschule oder Gymnasium an, gibt oft die finanzielle Situation der Eltern den Ausschlag.

Von 100 Kindern, die niemals in Armut gelebt haben, schaffen 36 den Sprung aufs Gymnasium. Von 100 Kindern mit Armutserfahrung nur 12. Das geht aus einer Langzeitstudie*  des Frankfurter Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik im Auftrag der Arbeiterwohlfahrt hervor. Als arm gilt dabei, wer mit weniger als 50 Prozent des Durchschnittseinkommens über die Runden kommen muss.

Selbst wenn arme Eltern über ein gutes Bildungsniveau verfügen, schneiden ihre Kinder in der Schule schlechter ab als die Kinder reicher Eltern: "Bei gleich gutem Bildungsniveau der Mutter (d.h. mindestens Realschulabschluss) sind die Chancen nicht-armer Kinder mehr als viermal höher als die Chancen armer Kinder, auf ein Gymnasium zu kommen", so ein Ergebnis der Studie. Bei gleich schlechtem Bildungsniveau der Mutter  - also maximal Hauptschulabschluss - seien diese mehr als doppelt so gut.

Die Forscher haben die Lebensumstände von 500 Kindern erhoben - einmal zum Ende ihrer Kindergartenzeit und ein zweites Mal zum Ende der Grundschulzeit. Sie kommen zu dem Schluss: "Die Armutsfolgen am Ende der Grundschulzeit fallen dramatischer aus als am Ende der Kindergartenzeit."

Entwicklungsstand und -chancen von Kindern sind von vielen Faktoren abhängig. Es gibt Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen, Kindern mit und ohne Migrationshintergrund sowie zwischen Kindern, die mit einem oder Kindern, die mit beiden Elternteilen aufwachsen. Als bestimmende "Determinante der Lebenslage eines Kindes" sei jedoch die Einkommenshöhe der Eltern anzusehen.

Die Autoren fordern daher, eine "eigene Existenzsicherung für Kinder aufzubauen und damit deren Existenzsicherung von den (Lohn-)Einkommen der Eltern und von Sozialhilfe bzw. Arbeitslosengeld oder Sozialgeld loszulösen".

  • Mehr als eine Million Kinder lebte 2003 von Sozialhilfe. Zur Grafik
  • Der am häufigsten erreichte Schulabschluss ist die mittlere Reife. Zur Grafik

Gerda Holz u.a.: Zukunftschancen für Kinder!? - Wirkung von Armut bis zum Ende der Grundschulzeit, 2005.

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