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HBS Böckler Impuls

Weiterbildung: Fit für die Arbeitswelt von morgen

Ausgabe 16/2018

Die Digitalisierung macht berufsbegeleitendes Lernen notwendig. Dabei sind vor allem die Unternehmen in der Pflicht, es braucht aber auch staatliche Förderung.

Um mit der rasanten digitalen Entwicklung Schritt zu halten, müssen Beschäftigte sich im Beruf weiterbilden. Was Politik und Unternehmen dafür tun können, zeigt eine Analyse, die Experten der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften und der Jacobs Foundation gemeinsam mit der Hans-Böckler-Stiftung erarbeitet haben. Sie empfehlen unter anderem ein Weiterbildungs-Bafög, die Förderung intelligenter Lernsysteme und die Einrichtung eines nationalen Kompetenz-Monitorings.

Berufsbegleitendes Lernen sei einer der Schlüssel dafür, die Chancen der Digitalisierung wirksam in mehr Produktivität und Innovationen umzumünzen, heißt es in dem Papier. Dabei sei zunächst und vor allem die Wirtschaft am Zug: Unternehmen sollten berufsbegleitende Weiterbildung strategisch fördern. Das erfordere Wertschätzung durch das Management, die Gestaltung lernförderlicher Arbeitsbedingungen sowie die Einrichtung von Experimentierzonen. Die Beschäftigten sollten dabei die Möglichkeit haben, den Wandel selbstbestimmt mitzugestalten. Die Autoren sprechen sich dafür aus, Betriebsräte bereits bei der Planung und Entwicklung zukunftsfähiger Bildungskonzepte aktiv zu beteiligen. Das führe zu mehr Motivation und mache die Umsetzung leichter.

Der Analyse zufolge erhöhen digitale Technologien einerseits den Bedarf an Weiterbildung, andererseits eröffnen sie auch neue Möglichkeiten, Lerninhalte passgenau und individualisiert zu vermitteln. In der betrieblichen Praxis scheitere der Einsatz intelligenter Lernsysteme allerdings oft noch an Akzeptanzproblemen und fehlenden Kenntnissen. An diesen Punkten könnte staatliche Förderung ansetzen.

Zu den weiteren Aufgaben der Politik gehört nach Ansicht der Experten die Einrichtung eines regelmäßigen nationalen Kompetenz-Monitorings. Dessen Aufgabe wäre es, systematisch zu erfassen, welche Kompetenzen zur Sicherung der Innovationsfähigkeit notwendig sind.

Darüber hinaus brauche es einen „Hochschulpakt für Weiterbildung“: Die staatlichen Hochschulen sollten in ihrer sogenannten dritten Mission gestärkt werden, um qualitativ hochwertige Angebote für berufsbegleitendes Lernen entwickeln und ausbauen zu können. Dabei sollten über Akademiker hinaus neue Zielgruppen erschlossen und mehr Online-Kurse angeboten werden.

Ein Weiterbildungs-Bafög könnte insbesondere für Geringverdiener attraktiv sein, deren Jobs durch die Digitalisierung bedroht sind. Die Autoren sprechen sich dafür aus, einen Ideenwettbewerb für ein tragfähiges Konzept auszuschreiben.

Generell wäre es dem Papier zufolge sinnvoll, die staatliche Förderung von Forschungsprojekten um Verwertungs­aspekte für die Qualifizierung zu erweitern: Ausschreibungen sollten einen festen Teil der Fördersumme für Qualifizierungskonzepte vorsehen.

Gezielter Förderung bedürfe die systematische Wissensweitergabe von Führungskräften an andere Beschäftigte. Große Konzerne hätten dafür oft Akademien, Kleinbetriebe und Mittelständler bräuchten staatliche Unterstützung. Insbesondere gehe es darum, Kooperationen zwischen Unternehmen und mit der Wissenschaft zu fördern.

Abschließend plädieren die Experten für ein „nationales Weiterbildungs-Monitoring“: Um den Erfolg politischer und privater Bemühungen bewerten und Maßnahmen effektiv steuern zu können, brauche es ein wissenschaftlich gestütztes und gemeinsam mit den Sozialpartnern konzipiertes Monitoring.

  • Für die Förderung berufsbegeleitenden Lernens sind die Unternehmen wie der Staat in der Pflicht. Zur Grafik

Michael Guggemos, Johann Christian Jacobs, Henning Kagermann, Dieter Spath (Hg.): Die digitale Transformation gestalten: Lebenslanges Lernen fördern (pdf). Acatech Diskussion, Oktober 2018 

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