Forschungsprojekt: Strukturwandel in der Energiewende

Konversionsstrategien in der deutschen Energiewirtschaft. Diskursive Projektarbeit zu Verständigungsprozessen in der Energiewirtschaft

Projektziel

Das Projekt widmet sich den Transformationsprozessen in der Energiewirtschaft, wobei der Fokus auf der Beteiligung der ArbeitnehmerInnen (BetriebsrätInnen, gewerkschaftliche Aufsichtsratsmitglieder, ArbeitsdirektorInnen, Beschäftigte) liegt. Mit einem beteiligungs- und praxisorientierten Vorgehen sollen Konversionsstrategien der Unternehmen und die Rolle der jeweiligen Akteure untersucht werden.

Projektbeschreibung

Kontext

Im Zuge der Liberalisierung des Strommarktes und der Energiewende sehen sich die ArbeitnehmerInnen neuen Flexibilitätsanforderungen ausgesetzt. Arbeitsplatzverluste vermeiden und gleichzeitig dem Bedürfnis nach Stabilität, guter Arbeit und Zukunftsperspektiven zu genügen ist eine der großen Herausforderungen für die Energieversorger in der Zukunft. Die Richtung und der Inhalt der anstehenden Konversionsprozesse werden kontrovers diskutiert: nicht nur gibt es zwischen den unterschiedlichen wirtschaftlichen und sozialen "Stakeholdern" (Energieunternehmen/Stadtwerke, Gewerkschaften, Umweltverbände, Bürgerinitiativen, usw.) unterschiedliche Vorstellungen darüber wie die Konversion aussehen sollte, sondern auch innerhalb der Akteursgruppen gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber, welche Zukunft wünschenswert, wahrscheinlich oder realisierbar ist.

Fragestellung

Das Ziel ist es sowohl innerhalb der Akteursgruppen als auch zwischen den Akteursgruppen zu gemeinsamen Verständigungen über den Charakter und den Inhalt der jeweiligen Kontroversen zu gelangen. Hierauf aufbauend sollen Konversionsstrategien unter Beteiligung diverser Akteure entwickelt werden, um daraus schließlich eine "Roadmap" zu generieren, die als Orientierungsrahmen für die weitere Entwicklung dienen kann. Dabei werden die bisherigen Handlungsmuster der Akteure in einem Diskursprozess reflektiert, um vor diesem Hintergrund neue Optionen und Perspektiven für die Energiewirtschaft in Deutschland zu entwickeln.

Untersuchungsmethoden

Das Projekt orientiert sich an der Methode der diskursiven Projektarbeit nach Ueberhorst/de Man. In einer Problemanalyse werden zunächst die zentralen Fragestellungen, Kontroversen und zu beteiligenden Akteure identifiziert. In einer Akteursanalyse vor dem Hintergrund der Habitus- und Milieuforschung Bourdieus und Vesters soll darauf aufbauend in Gesprächen herausgearbeitet werden, welche Probleme und Lösungsansätze die relevanten Akteure im Zusammenhang von Strukturwandel, Liberalisierung und Energiewende sehen. Das Kernstück der diskursiven Projektarbeit bilden die Workshops. In diesen werden, auf der Basis der während der Akteursanalyse definierten Agenda, Kontroversen mit den und für die Beteiligten in ihrer Komplexität so aufbereitet, dass ein gemeinsam akzeptierbares Verständnis der unterschiedlichen Sichtweisen erreicht wird. Mit den Akteuren sollen hier Szenarien der zukünftigen Energieversorgung diskutiert werden, um so gemeinsam eine Grundlage für die Roadmap zu erarbeiten.

Darstellung der Ergebnisse

Die entwickelte Roadmap reflektiert Grundtendenzen des Transformationsprozesses in der Energiewirtschaft, wie sie sich in Einzelinterviews und Workshops mit Betriebsräten, Arbeitsdirektoren und dem Management von großen und mittleren EVUs, Stadtwerken und Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien gezeigt haben. Diese weisen in Richtung einer stärkeren Dezentralisierung der Energiewirtschaft auf allen Handlungsebenen, einer durchgehenden Digitalisierung und Vernetzung bisher unterscheidbarer Arbeitsbereiche, einer branchenübergreifenden Diversifizierung von Arbeitsbedingungen und Arbeitsverhältnissen bei gleichzeitiger Veränderung bisher gewohnter Standards. Diese Trends unterstreichen die Notwendigkeit auf Seiten der Betriebsräte, zu einer pro-aktivem Gestaltung des Wandel zu kommen, um „Guter Arbeit“ erreichen zu können. Anhand von vier Szenarien wurden mögliche Entwicklungspfade einer zukünftigen Energieversorgung mit den jeweiligen Handlungsoptionen und Gestaltungsspielräumen für Betriebsräte aufgezeigt. Zu jedem Szenario werden Leitfragen aufgeworfen, die zur Diskussion und Weiterentwicklung der Handlungsstrategien anregen sollen.

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