Forschungsprojekt: Produktionssysteme u. modulare Bauweise Werkzeugmaschinenbau

Projektziel

Modularisierung und Standardisierung sind wichtige Entwicklungstrends für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit des Werkzeugmaschinenbaus und ein zentrales internes Strategiethema. Die Implementierung modularer Produktbaukästen und der Wandel der spezifischen Produktionssysteme resultieren in Herausforderungen für Arbeitspolitik und -gestaltung sowie Handlungsbedarfe für Mitbestimmungsträger.

Projektbeschreibung

Kontext

Der Werkzeugmaschinenbau ist eine industriepolitisch hochrelevante Teilbranche des Maschinenbaus. Mit rund 75.000 Beschäftigten ist er zwar kein großer Industriezweig, spielt aber für die Leistungsfähigkeit und Innovationskraft vieler Branchen weltweit eine entscheidende Rolle. Gleichzeitig steht er vor wirtschaftlichen, technologischen und beschäftigungspolitischen Herausforderungen. Neben Megatrends wie Digitalisierung und Internationalisierung ist die „Standardisierung und Modularisierung unter Wahrung kundenspezifischer Angebote“ ein zentraler Trend – ohne modulare Bauweise können die meisten Werkzeugmaschinenhersteller im internationalen Wettbewerb kaum bestehen. Gerade im Werkzeugmaschinenbau mit seinen spezifischen betrieblichen Prozessabläufen und lang getakteten Produktionssystemen geht Modularisierung mit starken Auswirkungen auf Produktionsorganisation, Produktionskonzepte und Arbeitsbedingungen einher. Damit ist modulare Bauweise von hoher arbeitspolitischer Relevanz.

Fragestellung

Zielsetzung und damit verbundene Fragestellung des Forschungsprojekts war es, den aktuellen Wandel von Produktionssystemen im Kontext der Diffusion modularer Bauweise im Werkzeugmaschinenbau zu untersuchen. Durch Modularisierung verändern sich betriebliche Funktionen wie Entwicklung, Konstruktion, Einkauf, Produktion, Logistik, Service, Vertrieb und somit zahlreiche Arbeitsprozesse in den Unternehmen. Neben den Wirkungen auf Beschäftigung entlang der betrieblichen Funktionen und auf Wertschöpfung standen speziell der enge Zusammenhang und die Wechselwirkungen von modularer Bauweise und lang getakteter Fließmontage mit ihren Wirkungen auf Produktionsorganisation und Produktionskonzepte (und damit auf die Arbeitsbedingungen) im Zentrum des Forschungsvorhabens. Ein weiteres Ziel war die Erarbeitung von arbeits- und branchenpolitischen Handlungsfeldern für die Träger der Mitbestimmung.

Untersuchungsmethoden

Die Analyse stützte sich insbesondere auf qualitative Methoden, die durch eine Dokumentenanalyse unterstützt wurden:

(1) Experteninterviews (telefonisch) mit Betriebsräten aus zwölf Unternehmen des Werkzeugmaschinenbaus.

(2) Vertiefung und Validierung durch ausführliche Expertengespräche mit Betriebsräten und Führungskräften (Produktions-/ Lean-Experten) bei zwei Werkzeugmaschinenherstellern.

(3) Aktive Teilnahme am Branchennetz Maschinenbau Baden-Württemberg und Diskussion von Zwischenergebnissen bei der Branchentagung Werkzeugmaschinenbau der IG Metall.

(4) Gezielte Informationssammlung und entsprechende Gespräche bei der Metallbearbeitungs-Leitmesse AMB.

(5) Literatur- und Dokumentenanalyse (Unternehmensinformationen, wissenschaftliche Fachbeiträge etc.).

Darstellung der Ergebnisse

Zumeist verbinden Werkzeugmaschinenhersteller mit Modularisierung und Standardisierung die Aussicht auf geringere Herstellkosten durch Gleichteile und standardisierte Baugruppen, verringerte Durchlauf- und Lieferzeiten sowie eine reduzierte Komplexität und enorme Flexibilität. Mit der Kombination von Baukastensystemen (Lean Product) und getakteter Fließmontage (Lean Production) versprechen sie sich letztendlich eine höhere Produktivität und Kosten- bzw. Wettbewerbsvorteile. Für die Wirkungsanalyse ergibt sich aus Sicht der befragten Betriebsräte ein komplexes Bild – Chancen und Risiken weisen ein großes Spektrum auf. Unter dem Strich gehen viele Betriebsräte jedoch mittel- bis langfristig von einer negativen Beschäftigungswirkung als Folge von Modularisierungsstrategien aus: zum einen aufgrund der vorherrschenden Nutzung von Outsourcing- und Offshoring-Optionen (einhergehend mit einer Reduktion der eigenen Fertigungstiefe), zum anderen aufgrund der Rationalisierungspotenziale und Produktivitätserhöhungen durch Standardisierung, Gleichteile und stärkere Automatisierung.

Gleichwohl gilt modulare Bauweise als ein „Muss“ für Werkzeugmaschinenhersteller im internationalen Wettbewerb.

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