Forschungsprojekt: Betriebliche Qualifizierung bei additiver Fertigung

Identifizierung von Good-practice-Beispielen

Projektziel

Mit Fallstudien wurde untersucht, wie Betriebe mit additiver Fertigung personal-, organisations- und qualifizierungspolitisch für die Zielgruppe der Geringqualifizierte agieren. Die Ergebnisse fundieren die Debatte der Wirkungen der Digitalisierung für Geringqualifizierte und zeigen, dass sich Arbeitnehmervertreter mit der Qualifizierung für additive Verfahren intensiv auseinandersetzen müssen.

Projektbeschreibung

Kontext

Im Vergleich zu den Jahren 2013/2014 – als eine HBS-geförderte Vorläuferstudie zur generativen Fertigung damals nur erste Hinweise zu den betrieblichen Auswirkungen lieferte – haben additive Fertigungsverfahren seitdem das betriebliche Erprobungs- und Experimentierstadium verlassen und sind in reguläre Produktionsprozesse integriert worden. Während viele Studien vornehmlich technische oder allgemein-gesellschaftliche Fragestellungen thematisieren, wurden arbeitsmarktliche, arbeitsorganisatorische sowie qualifikatorische Fragen eher unzureichend bearbeitet. Speziell die additive Fertigung wurde im Digitalisierungsdiskurs nur peripher wahrgenommen, obwohl sie als Paradebeispiel der Digitalisierung gelten kann. Da additive Fertigungsverfahren nicht mehr nur für Prototypen und kleine Stückzahlen genutzt werden, sondern in die Domäne der Massenproduktion übergegangen sind, müssen sich Arbeitnehmervertreter stärker mit den Auswirkungen additiver Fertigung auf die Beschäftigten befassen.

Fragestellung

Ausgangspunkt der Untersuchung war die Frage, welche Effekte die Implementation additiver Fertigungsverfahren auf die Beschäftigungslage ausgewählter Belegschaftsgruppen hat. Ein Ziel der Fallstudien lag darin, im Zuge der Erhebung von Informationen über Abläufe, Tätigkeiten, Kompetenzen und Qualifizierungsverhalten der Betriebe insbesondere mögliche Auswirkungen der zunehmenden Verbreitung additiver Fertigungsverfahren auf die Gruppe der Geringqualifizierten bzw. der Mitarbeiter/-innen an Einfacharbeitsplätzen auszuloten. Zu rechnen ist damit, dass diese Gruppe am ehesten zu den Betroffenen von Automatisierungsprozessen bei additiven Verfahren zählen wird. Um die Fallstudien in die Debatte um die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf Geringqualifizierte und Einfacharbeitsplätze einzuordnen, wurden die Interviewergebnisse aus Expertengesprächen in die Diskussion zur Problematik der Auswirkungen für die Geringqualifizierten an Einfacharbeitsplätzen eingebettet.

Untersuchungsmethoden

Das Projekt war als explorativ-qualitative Untersuchung auf Basis betrieblicher Fallstudien konzipiert. Durch die Auswahl von Betrieben mit unterschiedlichen additiven Fertigungsverfahren, Geschäftsmodellen und Ansätzen in der Organisation und im Qualifizierungsverhalten gelang es, ein breites Spektrum an aussagekräftigen und transferfähigen Ergebnissen zu generieren. Die Informationsgewinnung erfolgte durch qualitative, leitfadengestützte Expertengespräche mit Geschäftsführern, Betriebsleitern etc. Dabei spielten Fragen zu Tätigkeitsspektren und Kompetenzanforderungen bei additiven Fertigungsverfahren, zur Nutzung von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, zur Beschäftigung von Geringqualifizierten und Branchenfremden sowie zur Personalgewinnung eine Rolle. Schließlich wurden die Auswirkungen auf Betriebsorganisation und Arbeitszeiten erörtert, genauso wie Auswirkungen der Serienfertigung und Automatisierung von additiven Fertigungsanlagen auf die Beschäftigung Geringqualifizierter.

Darstellung der Ergebnisse

Geringqualifizierte kommen an Anlagen zur additiven Fertigung eher im beschränkten Umfang vor. Die meisten Beschäftigten sind auf Facharbeiterebene oder darüber angesiedelt. Es gibt jedoch auch in der additiven Fertigung Tätigkeitsfelder für Geringqualifizierte, vor allem im Bereich des Postprocessing. Als Qualifizierungsmaßnahmen setzen die Unternehmen vor allem auf innerbetriebliche Lernformen wie Learning by doing und die Unterstützung durch erfahrene Mitarbeiter. Aus den Ergebnissen der Literaturrecherche zu Geringqualifizierten und Einfacharbeitsplätzen im Rahmen der Digitalisierungsdebatte kann man schließen, dass nicht nur individuelle Persönlichkeitsmerkmale, sondern auch institutionelle, innerbetriebliche Barrieren die Weiterbildung von Geringqualifizierten erschweren. Aus den betriebsspezifischen Informationen der Fallstudien lassen sich keine eindeutigen Aussagen zum Umfang von Beschäftigungschancen und Qualifizierungsmöglichkeiten von Geringqualifizierten in der additiven Fertigung ableiten. Sie sind abhängig vom Ausmass der Produktion von Prototypen, individueller Einzelfertigungen und Großserien sowie dem Automatisierungsgrad.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Rolf Dobischat
Universität Duisburg Essen Fakultät für Bildungswissenschaften
IBW - Fachgebiet: Wirtschaftspädagogik
rolf.dobischat@uni-due.de

Bearbeitung

Herbert Marschall
Universität Duisburg Essen Fakultät für Bildungswissenschaften
herbert.marschall@uni-due.de

Kontakt

Dr. Michaela Kuhnhenne
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
michaela-kuhnhenne@boeckler.de

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