Projektbeschreibung
Kontext
Industrie 4.0 ist in der unternehmerischen Praxis in Form vielfältiger Initiativen angekommen. In der metallverarbeitenden Industrie ist eine Entwicklung hin zu einer digital vernetzten Produktion zu beobachten, deren Auswirkungen auf das Arbeitssystem und insbesondere die Beschäftigten noch nicht abzusehen sind. Technologisch werden neue Möglichkeiten zur Flexibilisierung der Produktion bei gleichzeitigen Effizienzgewinnen erwartet. Die Rollen der Mitarbeiter/innen und die in diesem Arbeitsumfeld zu erfüllenden Anforderungen verbleiben jedoch noch weitgehend undefiniert. Ohne eine solche Betrachtung ist jedoch die Realisierung der prognostizierten Potenziale von Industrie 4.0 nicht möglich.
Fragestellung
Für das Forschungsvorhaben wurden in den Bereichen Analyse des Status quo der Tätigkeiten und Kompetenzen der Mitarbeiter sowie Ableitung zukünftiger Trends und deren Auswirkungen auf die Mitarbeiter folgende handlungsleitende Forschungsfragen formuliert:
•Welche Struktur weisen die aktuellen Tätigkeiten der Mitarbeitenden auf dem Hallenboden metallverarbeitender Unternehmen auf?
•Welche Trends sind für KMUs in der metallverarbeitenden Industrie in den nächsten Jahren relevant?
•Wie verändert sich durch die Trends die Arbeitsstrukturierung in KMUs der metallverarbeitenden Industrie?
•Wie könnten zukünftig anforderungsgerechte Weiterbildungsangebote aussehen?
Untersuchungsmethoden
Für die Analyse des Status quo wurden KMUs akquiriert, in denen mithilfe einer Tätigkeitsstrukturanalyse und leitfadengestützten Mitarbeiterinterviews die Häufigkeitsverteilung der aktuellen Haupt- und Nebentätigkeiten identifziert wurde. Außerdem wurden Eindrücke über den aktuellen Digitalisierungsgrad der Unternehmen dokumentiert.
Die die metallverarbeitende Industrie zukünftig beinflussenden Trends wurden in einer systematischen Literaturrecherche und einer Analyse der Demonstrationswelten am RWTH Aachen Campus identifiziert. Diese Trends wurden genutzt, um konkrete Arbeitsplätze der Zukunft zu betrachten und in verschiedenen Expertenworkshops und Interviews mit Unternehmens-, Verbands- und Forschungsvertretern die daraus resultierenden Auswirkungen für die Anforderungen an die Mitarbeiter zu erarbeiten.
Darstellung der Ergebnisse
Das Tätigkeitsfeld der Berufe in der metallverarbeitenden Industrie wird als solches bestehen bleiben, jedoch werden sich Schwerpunkte und Häufigkeiten der Durchführung der jeweiligen Tätigkeiten verändern. Komplexe Tätigkeiten, die Prozessüberwachung sowie der Umgang mit digitalen Hilfsmitteln werden an Relevanz gewinnen. Es hat sich gezeigt, dass in digital vernetzten Produktionsumgebungen repetitive Tätigkeiten an Frequenz verlieren, aber nicht wegfallen. Dies könnte zur Folge haben, dass für manche Tätigkeiten und Kompetenzen eine Gefahr des Verlernens besteht. Gleichzeitig erfordern zukünftige Tätigkeitsfelder ein höheres Prozessverständnis sowie Kompetenzen in der Bearbeitung komplexer Aufgabenstellungen.
KMU der metallverarbeitenden Industrie haben für die Entwicklung der zukünftigen Kompetenzanforderungen meist nicht die benötigten Ressourcen, um ihre Mitarbeitenden im Umgang mit Industrie 4.0-Anwendungen auszubilden. Die Entwicklung der benötigten Kompetenzen könnte in Lernfabriken stattfinden. Dort können Arbeitsprozesse in realen Umgebungen simuliert und Kompetenzen im Umgang mit digitalen Hilfsmitteln sowie ein besseres Prozessverständnis erarbeitet werden.