Forschungsprojekt: Ausbildungsqualität in Betrieben

Welchen Beitrag leistet die betriebliche Mitbestimmung?

Projektziel

Der dualen Ausbildung in Deutschland wird ein hohes Maß an Qualität attestiert, trotzdem sind deren Determinanten noch relativ unerforscht. Das Projekt untersuchte in einem multimethodalen Ansatz die Einflussnahme von Betriebsräten auf die Ausbildungsqualität in vornehmlich klein- und mittelständischen Betrieben in Deutschland.

Veröffentlichungen

Berger, Klaus, Christiane Eberhardt, Benno Koch, Samuel Mühlemann, Harald Pfeifer und Julia Raecke, 2019. Ausbildungsqualität in Betrieben: Welchen Beitrag leistet die betriebliche Mitbestimmung?, Working Paper Forschungsförderung 130, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 71 Seiten.

Berger, Klaus und Christiane Eberhardt, 2019. Ausbildung und Mitbestimmung in klein- und mittelständischen Betrieben in Deutschland. Welchen Beitrag leisten Betriebsräte in Ausbildungsfragen?, In: Franz Gramlinger, Annette Osendorf, Carolla Iller, Kurt Schmid, Georg Tafner (Hrsg.), , Bielefeld: Bundesministerium Bildung, Wissenschaft und Forschung (wbv), S. 87-98.

Meiners, Kay, 2019. Azubis bleiben häufiger, Magazin Mitbestimmung, 3-2019, S. 57.

Koch, Benno, Samuel Mühlemann und Harald Pfeifer, 2019. Do works councils improve the quality of apprenticeship training? Evidence from German workplace data, Journal of Participation and Employee Ownership, 1, S. 47-59.

Projektbeschreibung

Kontext

Soskice (1994) argumentiert, dass unter anderem das Zusammenspiel von Kammern auf der einen und Betriebsräten und Gewerkschaften auf der anderen Seite eine wichtige Voraussetzung für eine hohe Ausbildungsqualität in Deutschland ist. Dieser Zusammenhang wird in der Literatur weitgehend als gegeben hingenommen, zumal das Betriebsverfassungsgesetz Betriebsräten umfangreiche Informations- und Beteiligungsrechte zur Sicherung und Verbesserung der Ausbildungsqualität im Betrieb zuweist. Trotz einer Vielzahl von Studien zu den Effekten der Mitbestimmung auf die betriebliche Ausbildungsbeteiligung (zuletzt z.B. Stegmaier, 2012) und auch auf die Ausbildungskosten (Kriechel et al., 2014) ist der Einfluss von Betriebsräten auf die Ausbildungsqualität bisher empirisch nicht untersucht worden.

Fragestellung

Das Projekt ging der Frage nach, welche Wirkung Betriebsräte auf die betriebliche Ausbildungsqualität haben und welche Rahmenbedingungen und Mechanismen (z.B. Bedeutung hoher Ausbildungsqualität sowie innerbetriebliche Akteurskonstellationen im Betrieb) dahinterliegen. Zur Definition und Operationalisierung des Konstruktes Ausbildungsqualität wurde dabei ein aus der Literatur abgeleitetes Qualitätsmodell herangezogen, welches zwischen der Inputqualität (z.B. einer adäquaten Personal-und Sachausstattung), der Prozessqualität (z.B. der Intensität der Ausbildung) und der Outputqualität (z.B. der Lohn- und Erwerbschancen von Auszubildenden nach der Ausbildung) unterscheidet. Unter Berücksichtigung verschiedener theoretischer Grundlagen (z.B. Exit-Voice-Ansatz, Strukturationstheorie) wurde ein grundsätzlich positiver Effekt der betrieblichen Mitbestimmung auf die Ausbildungsqualität erwartet.

Untersuchungsmethoden

In einem ersten Schritt wurden Expertengespräche durchgeführt (Modul 1 - qualitativ), um zunächst individuelles und betriebliches Qualitätsverständnis von Ausbildung in der Praxis zu erörtern. Im Anschluss wurden quantitative Erhebungsdaten genutzt, um konkrete Hypothesen zum postulierten positiven Einfluss von Betriebsräten auf Indikatoren der drei Dimensionen betrieblicher Ausbildungsqualität zu testen (Modul 2 - quantitativ). Basis hierfür waren die (teilweise um administrative Daten ergänzten) Kosten- und Nutzenerhebungen des BIBB sowie weitere Betriebsbefragungen. Zuletzt wurde in exemplarischen Betriebsfallstudien (Modul 3 – qualitativ) untersucht, welche Mechanismen den in Modul 2 untersuchten Kausalzusammenhängen zum Einfluss von Betriebsräten auf die Ausbildungsqualität zu Grunde liegen und welche Bedingungen für betriebsratliches Handeln hierbei von Bedeutung sind.

Darstellung der Ergebnisse

Die Ergebnisse der qualitativen Analysen zeigten, dass sich das Konstrukt „Ausbildungsqualität“ bei sämtlichen betrieblichen Akteuren an den gesetzlichen Normen und Standards – in diesem Falle der Ausbildungsordnung – orientiert. Qualität wird als gegeben unterstellt, wenn die Ausbildung erfolgreich von den Auszubildenden abgeschlossen wird. Dies wird durch die statistische Analyse untermauert, bei der kein signifikanter Einfluss von Betriebsräten auf Input- und Prozessindikatoren der Ausbildungsqualität nachgewiesen werden konnte. Bei Fragen der Outputqualität dagegen scheinen sich Betriebsräte jedoch zu engagieren, zeigen die Analysen hier doch positive Einflüsse der Interessenvertretungen (z.B. weniger Fehlzeiten von Azubis und Vertragslösungen sowie höherer Prüfungserfolg, Verbleib im Betrieb, Verbleib auf dem Arbeitsmarkt & höhere Fachkräftelöhne). Laut den Fallstudien wachen Betriebsräte darüber, dass der Betrieb gesetzliche und tarifliche Vorgaben an die Ausbildung einhält. Solange der Betrieb schon aus Eigeninteresse an der Fachkräftesicherung gewährleistet, dass die Auszubildenden ihre Ausbildung erfolgreich abschließen, sehen Betriebsräte keine Veranlassung einzugreifen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Samuel Mühlemann
Ludwig-Maximilians-Universität München
muehlemann@bwl.lmu.de

Dr. Harald Pfeifer
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) JOBSTARTER
harald.pfeifer@bibb.de

Bearbeitung

Klaus Berger
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
berger@bibb.de

Benno Koch
Ludwig-Maximilians-Universität München Institut für Wirtschaftspädagogik
Prüfungsbeauftragter
koch@bwl.lmu.de

Dr. Christiane Eberhardt
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
Internationalisierung der Berufsbildung
eberhardt@bibb.de

Kontakt

Dr. Michaela Kuhnhenne
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
michaela-kuhnhenne@boeckler.de

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