Projektbeschreibung
Kontext
Soskice (1994) argumentiert, dass unter anderem das Zusammenspiel von Kammern auf der einen und Betriebsräten und Gewerkschaften auf der anderen Seite eine wichtige Voraussetzung für eine hohe Ausbildungsqualität in Deutschland ist. Dieser Zusammenhang wird in der Literatur weitgehend als gegeben hingenommen, zumal das Betriebsverfassungsgesetz Betriebsräten umfangreiche Informations- und Beteiligungsrechte zur Sicherung und Verbesserung der Ausbildungsqualität im Betrieb zuweist. Trotz einer Vielzahl von Studien zu den Effekten der Mitbestimmung auf die betriebliche Ausbildungsbeteiligung (zuletzt z.B. Stegmaier, 2012) und auch auf die Ausbildungskosten (Kriechel et al., 2014) ist der Einfluss von Betriebsräten auf die Ausbildungsqualität bisher empirisch nicht untersucht worden.
Fragestellung
Das Projekt ging der Frage nach, welche Wirkung Betriebsräte auf die betriebliche Ausbildungsqualität haben und welche Rahmenbedingungen und Mechanismen (z.B. Bedeutung hoher Ausbildungsqualität sowie innerbetriebliche Akteurskonstellationen im Betrieb) dahinterliegen. Zur Definition und Operationalisierung des Konstruktes Ausbildungsqualität wurde dabei ein aus der Literatur abgeleitetes Qualitätsmodell herangezogen, welches zwischen der Inputqualität (z.B. einer adäquaten Personal-und Sachausstattung), der Prozessqualität (z.B. der Intensität der Ausbildung) und der Outputqualität (z.B. der Lohn- und Erwerbschancen von Auszubildenden nach der Ausbildung) unterscheidet. Unter Berücksichtigung verschiedener theoretischer Grundlagen (z.B. Exit-Voice-Ansatz, Strukturationstheorie) wurde ein grundsätzlich positiver Effekt der betrieblichen Mitbestimmung auf die Ausbildungsqualität erwartet.
Untersuchungsmethoden
In einem ersten Schritt wurden Expertengespräche durchgeführt (Modul 1 - qualitativ), um zunächst individuelles und betriebliches Qualitätsverständnis von Ausbildung in der Praxis zu erörtern. Im Anschluss wurden quantitative Erhebungsdaten genutzt, um konkrete Hypothesen zum postulierten positiven Einfluss von Betriebsräten auf Indikatoren der drei Dimensionen betrieblicher Ausbildungsqualität zu testen (Modul 2 - quantitativ). Basis hierfür waren die (teilweise um administrative Daten ergänzten) Kosten- und Nutzenerhebungen des BIBB sowie weitere Betriebsbefragungen. Zuletzt wurde in exemplarischen Betriebsfallstudien (Modul 3 – qualitativ) untersucht, welche Mechanismen den in Modul 2 untersuchten Kausalzusammenhängen zum Einfluss von Betriebsräten auf die Ausbildungsqualität zu Grunde liegen und welche Bedingungen für betriebsratliches Handeln hierbei von Bedeutung sind.
Darstellung der Ergebnisse
Die Ergebnisse der qualitativen Analysen zeigten, dass sich das Konstrukt „Ausbildungsqualität“ bei sämtlichen betrieblichen Akteuren an den gesetzlichen Normen und Standards – in diesem Falle der Ausbildungsordnung – orientiert. Qualität wird als gegeben unterstellt, wenn die Ausbildung erfolgreich von den Auszubildenden abgeschlossen wird. Dies wird durch die statistische Analyse untermauert, bei der kein signifikanter Einfluss von Betriebsräten auf Input- und Prozessindikatoren der Ausbildungsqualität nachgewiesen werden konnte. Bei Fragen der Outputqualität dagegen scheinen sich Betriebsräte jedoch zu engagieren, zeigen die Analysen hier doch positive Einflüsse der Interessenvertretungen (z.B. weniger Fehlzeiten von Azubis und Vertragslösungen sowie höherer Prüfungserfolg, Verbleib im Betrieb, Verbleib auf dem Arbeitsmarkt & höhere Fachkräftelöhne). Laut den Fallstudien wachen Betriebsräte darüber, dass der Betrieb gesetzliche und tarifliche Vorgaben an die Ausbildung einhält. Solange der Betrieb schon aus Eigeninteresse an der Fachkräftesicherung gewährleistet, dass die Auszubildenden ihre Ausbildung erfolgreich abschließen, sehen Betriebsräte keine Veranlassung einzugreifen.