Forschungsprojekt: Beschäftigungsfähigkeit und Teilhabe im Schienenverkehr

- durch Grundbildung die Potentiale heben!

Projektziel

Funktionale Analphabeten finden sich in allen Branchen und besonders dort, wo der Anteil von Hilfstätigkeiten hoch ist. Im Schienenverkehrssektor gibt es eine Reihe sogenannter einfacher Berufe (Reinigung, Service, Rangier- und Ladetätigkeiten). Diese Beschäftigten partizipieren weit unterdurchschnittlich an betrieblicher Weiterbildung, in der Elemente der Grundbildung nur selten angeboten werden.

Projektbeschreibung

Kontext

Die mit dem funktionalen Analphabetismus verbundenen individuellen Barrieren reichen weit in gesellschaftspolitische und volkswirtschaftliche Fragestelllungen hinein: Funktionaler Analphabetismus entzieht der gesellschaftlichen sozialen Teilhabe wichtige Grundlagen: Eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit beschränkt die Betroffenen in der Wahrnehmung ihrer politischen Rechte und Pflichten und bietet eine latente Grundlage für Verweigerungshaltungen gegenüber demokratischer Mitwirkung. Er entzieht den Möglichkeiten betrieblicher Mitbestimmung wertvolles Potenzial und behindert notwendige betriebliche und volkswirtschaftliche Strukturwandel- und Innovationsprozesse. Angesichts der demographischen Entwicklung sind Unternehmen immer mehr darauf angewiesen, die notwendige Aufwärtsmobilität vieler Beschäftigten im Unternehmen zu bewerkstelligen. Auch die Mobilität zwischen Unternehmen und Branchen ist bei funktionalen Analphabeten in weit unterdurchschnittlichem Umfang vorhanden.

Fragestellung

Bisher lagen keine einschlägigen Untersuchungen zu funktionalem Analphabetismus im Schienensektor vor. Das Forschungsvorhaben bezweckte daher einen branchenspezifischen Beitrag zur Verbreiterung der empirischen Basis, mit Aussagen insbesondere über Umfang und Merkmale der Gruppe funktionaler Analphabeten in der Branche, zu den spezifischen Grundbildungserfordernissen und dem Einfluss von Digitalisierung und technologischem Wandel auf Beschäftigte mit unzureichender Grundbildung.. Außerdem sollten bestehende Strategien und Angebote zur Ansprache, Förderung und Unterstützung der Zielgruppe identifiziert, analysiert und ggf. weiterentwickelt werden.

Untersuchungsmethoden

Das Forschungsdesign zielte auf eine exemplarische Bestandsaufnahme in ausgewählten Betrieben und Tätigkeitsfeldern des Schienenverkehrs. Die Auswahl des nötigen Samples erfolgte durch leitfadengestützte Experteninterviews. Fünf Unternehmen des Bahnsektors wurden für die weitere Untersuchung ausgewählt; sie sind im Schienenpersonennahverkehr, Schienengütertransport, technischen/infrastrukturellen Facility Management, in der unternehmensinternen Stellenvermittlung für gewerblich-technische und kaufmännische Bahn-Fachkräfte tätig oder erbringen Bauleistungen an der Eisenbahninfrastruktur. Weitere qualitative Interviews und Workshops eruierten die Erfahrungen der betrieblichen Akteure. Die Zielgruppe wurde quantitativ und qualitativ abgeschätzt und Strategien und Angebote zur Ansprache, Förderung und Unterstützung ausgelotet. Ergänzend erfolgte die Analyse des zugänglichen Personaldatenbestands in den Schienenverkehrsunternehmen sowie eine Analyse einschlägiger Literatur und Quellen.

Darstellung der Ergebnisse

In o.g. Betrieben werden Mitarbeiter mit unzureichender Grundbildung v.a. bei Transport- und Frachtarbeitern, Gebäude- und Fahrzeugreinigern, bei angelernten Lokführern und Servicekräften im Zug sowie bei Auszubildenden in Bahnbauberufen wahrgenommen bzw. vermutet. Betroffene sind vor allem männlich und (mit Ausnahme der Auszubildenden) über 50 Jahre alt, häufig mit Migrationshintergrund. Die Auswirkungen von Digitalisierung und technologischem Wandel haben auch Beschäftigte in einfachen Tätigkeiten in den befragten Betrieben erreicht; sie führen entweder zur Veränderung der Tätigkeitsprofile, Arbeitsabläufe und Qualifikationsanforderungen, oder können auch zum Wegfall von Tätigkeitsfeldern führen. Letzteres steht in einem der untersuchten Betriebe unmittelbar bevor. Der Fokus der beteiligten betrieblichen Akteure wurde zum Teil erst durch die Kooperation mit dem Projekt auf die Zielgruppe gelenkt. Bisher ist ein systematisches Einbeziehen von Grundbildungsdefiziten in Weiterbildungs- und Personalentwicklungskonzepte und die Betriebsratsarbeit nicht vorhanden und muss weiter vorangetrieben werden. Im Rahmen des Projektes haben die Betriebe konkrete Schritte dazu unternommen.

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