Forschungsprojekt: Betrieb lernen

Die Duale Berufsausbildung, organisationales Arbeitsvermögen und Erwerbsverlauf

Projektziel

Ziel des Projekts war eine Neubewertung der beruflichen Bildung in einer sich wandelnden Arbeitswelt durch eine multidimensionale Perspektive auf den Erwerbs- und Lebenslauf sowie auf das Subjekt und seine Kompetenzen. Kernthese war die zentrale Bedeutung der Dualen Berufsausbildung und des Ausbildungsorts für die Entwicklung der Kompetenz zur erfolgreichen Gestaltung der eigenen Erwerbsbiografie.

Veröffentlichungen

Böckler Impuls, 2018. Was Azubis besser können, Böckler Impuls, 7/2018, S. 3.

Pfeiffer, Sabine, Tobias Ritter, Petra Schütt und Corinna Hillebrand-Brem, 2017. Betrieb lernen. Die Bedeutung dualer Berufsausbildung und organisationalen Arbeitsvermögens, Study 366, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 194 Seiten.

Ritter, Tobias, Sabine Pfeiffer und Petra Schütt, 2016. Betrieb lernen. Zur qualitativen Bedeutung von organisationaler Sozialisation in der beruflichen Erstausbildung. Zur qualitativen Bedeutung von organisationaler Sozialisation in der beruflichen Erstausbildung, bwp@ , 29, S. 1-24.

Schütt, Petra, Sabine Pfeiffer und Tobias Ritter, 2015. Organisationales Arbeitsvermögen - Eine wichtige Dimension für die nachhaltige Integration in eine Arbeitsorganisation, Bundesarbeitsgemeinschaft Arbeit e.V., Berlin, Verbandszeitschrift "bag arbeit", S. 1-8.

Projektbeschreibung

Kontext

Ausgangspunkt des Vorhabens war die kontrovers geführte Debatte um die Integrationskraft des Systems der Dualen Berufsausbildung. Mit dessen Wandel verbindet sich einerseits die Hoffnung auf gesteigerte (transnationale) berufliche Mobilität, auf zunehmende Beschäftigungsfähigkeit sowie nachhaltige Arbeitsmarktintegration. Andererseits bestehen Befürchtungen einer Deregulierung und Schwächung der Vorteile des Dualen Systems. Besonders drei miteinander in Verbindung stehende Entwicklungslinien stellen die bisherige Form beruflicher Bildung in Frage: die Akademisierungsdebatte, mit Blick auf die sich durchsetzende Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft; die Erosion des Normalarbeitsverhältnisses und damit einhergehende Prekarisierungs- und Segmentierungseffekte; die mit diesen Entwicklungen einhergehende Anforderung an Beschäftigte zur Gestaltung ihrer Erwerbsbiografie. Das Projekt überprüfte, ob gerade in diesem Kontext der dualen Berufsausbildung eine qualitativ neue Bedeutung zukommt

Fragestellung

Das Vorhaben analysierte die qualitative Rolle organisationaler Sozialisation in der beruflichen Erstausbildung. Es wurden einerseits die Arten, Inhalte und Dimensionen dieser Kompetenzen (Individualebene) und andererseits die Optionsräume zur Aneignung organisationsbezogener Fähigkeiten (Betriebsebene) identifiziert. Zudem wurde der Frage nachgegangen, inwieweit und warum entsprechende Kompetenzen eine besondere Basis für die Bewältigung des weiteren Erwerbsverlaufs darstellen und wie diese organisationsbezogenen Kompetenzen auch in anderen Lernorten stärkere Berücksichtigung finden können. Das Vorhaben zielte damit auf eine empirisch abgesicherte mögliche Neubewertung der beruflichen Bildung vor dem Hintergrund einer Neubestimmung des Verhältnisses von Lebenslauf und Subjektkompetenzen.

Untersuchungsmethoden

Die zentrale empirische Basis des Vorhabens legte eine Sekundärauswertung der qualitativen Panelstudie „Armutsdynamik und Arbeitsmarkt“, in der in einer Laufzeit von über fünf Jahren 152 Personen im und am Rande des Hilfebezugs bis zu viermal befragt werden konnten. Der Datenkorpus bestand aus über 450 biografisch-narrativen und leitfadenfokussierten Interviews. Diese Sekundärauswertung, die insbesondere eine Analyse von erwerbsverlaufsbezogenen Effekten ermöglichte, wurde ergänzt durch Primärerhebungen mit Ausbilder_innen und Expert_innen des Dualen Systems. Bei der Auswertung der Daten kamen unterschiedliche Methoden der qualitativen Sozialforschung zum Einsatz. Die Ergebnisse aus der Primär- und der Sekundärauswertung wurden gegenübergestellt und in komplementärer Auswertung aufeinander bezogen und schließlich in Synthese mit Fachpraktiker_innen und Interessenvertreter_innen in einem transdisziplinären Diskurs validiert.

Darstellung der Ergebnisse

Unsere Ergebnisse identifizierten die Qualität organisationalen Arbeitsvermögens im Vermögen von Individuen, unterschiedliche Aspekte von Arbeitsorganisation sinnhaft und mit Blick auf die betrieblichen Anforderungen aufeinander zu beziehen. Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung im Dualen System zeichneten sich durch besonderes Involvement aus, verfügten über ausgeprägtes organisationales Arbeitsvermögen und konnten sich besonders gut in betrieblichen Organisationen verorten. Empirisch fundiert wurden drei betriebliche Aneignungsperspektiven abgeleitet: Chancen und Potenziale organisationalen Arbeitsvermögens für das Individuum, für den Betrieb sowie der Betrieb und das Duale System als besonderer Rahmen zur Aneignung organisationalen Arbeitsvermögens. Die Integration der Analysen bestätigt die Bedeutung organisationalen Arbeitsvermögens für Individuen sowie aktuelle und zukünftige betriebliche Herausforderungen. Der Betrieb als Lernort ist dabei ebenso unersetzbar wie die Duale Berufsausbildung, beide werden in dynamischen Arbeitswelten sogar noch bedeutsamer – auch als gesellschaftliche Integrationsinstanz.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Sabine Pfeiffer
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Lehrstuhl für Soziologie
Nuremberg Campus of Technology (NCT)
sabine.pfeiffer@fau.de

Bearbeitung

Tobias Ritter
Institut f. Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. ISF München
Tobias.Ritter@isf-muenchen.de

Kontakt

Dr. Michaela Kuhnhenne
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
michaela-kuhnhenne@boeckler.de

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