Forschungsprojekt: Europäisierung konzernbezogener Arbeitsbeziehungen im Dienstleistungssektor

Projektziel

Die Studie widmet sich der Europäisierung der Arbeitsbeziehungen im Dienstleistungssektor. Die Unternehmensebene steht im Zentrum und wird mittels Fallstudien untersucht. Das Forschungsinteresse gilt dem Zusammenspiel der Akteure bei der transnationalen Bearbeitung arbeitspolitischer Probleme wie Restrukturierungen und europäische Unternehmensvereinbarungen.

Veröffentlichungen

Rüb, Stefan und Hans-Wolfgang Platzer, 2015. Europäisierung der Arbeitsbeziehungen im Dienstleistungssektor. Empirische Befunde, Probleme und Perspektiven eines heterogenen Feldes, Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung 170, Berlin: edition sigma, 223 Seiten.

Rüb, Stefan und Hans-Wolfgang Platzer, 2015. The Europeanization of Industrial Relations in the Service Sector: Problems and Perspectives in a Heterogeneous Field, Trade Unions: Past, Present and Futre 25, Bern: Peter Lang Verlag, 239 Seiten.

Platzer, Hans-Wolfgang und Stefan Rüb, 2014. Europäisierung konzernbezogener Arbeitsbeziehungen im Dienstleistungssektor, Fulda, 145 Seiten.

Projektbeschreibung

Kontext

Die Forschung zum Themenkreis Arbeitsbeziehungen und Europäische Integration ist kein wissenschaftlich durchdrungenes Feld, in dem mit gesättigten empirischen Datenmengen, bewährten theoretischen Modellen und kanonisierten Wissensbeständen gearbeitet würde; im Dienstleistungsbereich sind diese Forschungslücken empirisch wie theoretisch besonders gravierend. Zugleich umfasst der Dienstleistungsbereich, der rein negativ in Abgrenzung zur Industrie bestimmt ist, eine große Bandbreite unterschiedlicher Tätigkeiten, Branchen und Betriebe. Die enorme Komplexität und der defizitäre Forschungsstand des Dienstleitungsbereichs in einem sich dynamisch entwickelnden europäischen Umfeld, das zudem durch die Euro-Krise fundamental erschüttert wurde, prägen die methodische Anlage (explorativ), den inhaltlichen Zuschnitt (Engführung) und den Anspruch der Untersuchung (Pilotstudie).

Fragestellung

In einer transnationalen Perspektive werden die folgenden Fragenstellungen bearbeitet:

Welche transnationalen Netzwerke, Akteure und Institutionen der Arbeitsbeziehungen bilden sich auf Konzernebene heraus?

Welche Interessen verfolgen Unternehmensleitungen, Belegschaftsvertretungen und Gewerkschaften bei der Gestaltung grenzübergreifender arbeitspolitischer Themen?

Mit welchen Handlungsansätzen und Instrumenten wird in den Unternehmen und seitens der Gewerkschaften versucht, zu einer Erwerbsregulierung jenseits des Nationalstaates beizutragen?

Welche Dynamiken und sektorspezifischen Merkmale charakterisieren die Europäisierung der konzernbezogenen Arbeitsbeziehungen im Dienstleistungssektor?

Untersuchungsmethoden

Die Studie hat einen explorativen, Hypothesen generierenden Charakter. Neben der Dokumentenanalyse basiert die Untersuchung auf einem empirisch-qualitativen Ansatz. Leitfadengestützte Experteninterviews, die mit Belegschafts- und Gewerkschafts- sowie Managementvertreter(inne)n durchgeführt wurden, bilden die Grundlage der Unternehmensfallstudien sowie der Analyse der Politik von UNI Europa.

Die Untersuchung bezieht drei Sektoren, die von UNI Europa organisiert und repräsentiert werden (Handel, Versicherungen, Verpackung), und ein Länderspektrum ein, das die fünf in der Arbeitsbeziehungsforschung gebräuchlichen europäischen Grundmodelle abdeckt (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweden, Polen).

Die Fallstudien wurden in Unternehmen durchgeführt, in denen bereits Erfahrungen mit der Bearbeitung transnationaler Unternehmensumstrukturierungen oder mit der Verhandlung europäischer Unternehmensvereinbarungen vorlagen.

Darstellung der Ergebnisse

Europäische Arbeitsbeziehungen in Dienstleistungsunternehmn weisen folgende Besonderheiten auf:

Aufgrund der stärkeren Ortsgebundenheit des Kerngeschäfts sind transnationale Restrukturierungen im Dienstleistungssektor anders gelagert. Die in den klassischen industriellen Kernzonen den Diskurs beherrschende Verlagerungsproblematik steht deshalb nicht im Fokus.

Vielmehr sind transnationale Restrukturierungen durch Unternehmensübernahmen und -verkäufe, die Gestaltung übergreifender transnationaler Projekte, die zentrale Steuerung hochgradig standardisierter Standorte oder die räumliche Konzentration von Querschnittsbereichen (wie Buchhaltung, IT etc.) Themen und Probleme, die die europäische Agenda bestimmen.

Mit Blick auf mögliche sektorspezifische Akteurs- und Handlungskonstellationen sticht insbesondere der niedrige gewerkschaftliche Organisationsgrad in vielen Unternehmen und in den Europäischen Betriebsräten heraus.

UNI Europa reagierte darauf mit einer spezifischen unternehmenspolitischen Ausrichtung; etwa dem Konzept der Gewerkschaftsallianzen, das über eine (in anderen Sektoren vorrangig praktizierte) Betreuung Europäischer Betriebsräte hinauszugreifen versucht.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Hans-Wolfgang Platzer
Hochschule Fulda
FB Sozial- und Kulturwissenschaften
hans.w.platzer@sk.hs-fulda.de

Bearbeitung

Dr. Stefan Rüb
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. an der Georg-August-Universität
stefan.rueb@sofi.uni-goettingen.de

Dr. Torsten Müller
ETUI - Europäische Gewerkschaftsakademie Research
tmueller@etui.org

Kontakt

Dr. Stefan Lücking
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
stefan-luecking@boeckler.de

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