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Ausbildungsvergütungen zwischen 515 und 1.505 Euro: WSI-Tarifarchiv: Regionale Unterschiede bis zu 286 Euro im Monat

18.05.2015

Spitzenreiter bei den Ausbildungsberufen sind die Kauffrau für Büromanagement bei den jungen Frauen und der Kfz-Mechatroniker bei den jungen Männern. Die Jugendlichen konzentrieren sich nach wie vor auf wenige Berufe. Bei der Berufswahl spielt neben dem inhaltlichen Interesse auch die Höhe der Ausbildungsvergütung eine wichtige Rolle.

Insgesamt fallen die tariflich geregelten Ausbildungsvergütungen je nach Branche und Ausbildungsjahr sehr unterschiedlich aus. Sie variieren von 515 Euro im Kfz-Gewerbe Thüringen im 1. Ausbildungsjahr bis zu 1.505 Euro im Bauhauptgewerbe West im 4. Ausbildungsjahr. Dies geht aus einer Auswertung von Tarifverträgen in ausgewählten Wirtschaftszweigen und Tarifbereichen hervor, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf vorlegt. Im vergangenen Jahr stiegen die Ausbildungsvergütungen überwiegend zwischen 2,0 und 4,5 Prozent. Nur in wenigen Tarifbereichen wurden keine Steigerungen vereinbart.

Innerhalb der Branchen gibt es zum Teil bundesweit einheitliche Ausbildungsvergütungen, es bestehen aber auch beträchtliche regionale Unterschiede (Stand: 1.5.2015). „Die aktuellen Ausbildungsvergütungen zeigen ähnliche Differenzierungen wie die Tariflöhne und -gehälter“, sagt WSI-Tarifexperte Dr. Reinhard Bispinck. „Neben bundeseinheitlichen Tarifverträgen gibt es solche mit starken regionalen Unterschieden, häufig verbunden mit einem West-Ost-, aber auch mit einem Süd-Nord-Gefälle“. Insgesamt, so der Experte, böten die tariflichen Ausbildungsvergütungen die Gewähr, dass die Auszubildenden eine „angemessene Vergütung“ nach dem Berufsbildungsgesetz erhalten. „Von dieser Sicherheit profitieren allerdings nur die Auszubildenden, die in tarifgebundenen Betrieben arbeiten“, so Bispinck.

Legt man das 3. Ausbildungsjahr zugrunde, zeigen sich folgende regionale Differenzen bei den Vergütungen:

  • In der Metall- und Elektroindustrie fallen die regionalen Unterschiede mit bis zu 89 Euro relativ gering aus: Die tariflichen Ausbildungsvergütungen reichen von 1.008 Euro in Nordrhein-Westfalen bis zu 1.097 Euro in Baden-Württemberg.
  • In der chemischen Industrie sind die Abstände unter Berücksichtigung bereits vereinbarter Erhöhungen mit bis zu 84 Euro im 3. Ausbildungsjahr ebenfalls recht klein: Im Osten beträgt die Ausbildungsvergütung ab Juni 978 Euro, im Westen reicht sie von 976 Euro in Schleswig-Holstein und Bremen bis zu 1.060 Euro im Bezirk Nordrhein.
  • Im Groß- und Außenhandel werden in Mecklenburg-Vorpommern 765 Euro gezahlt, in Hessen dagegen 943 Euro.
  • In der Textilindustrie reichen die Vergütungen von 770 Euro im Osten bis zu 979 Euro in Hessen.
  • Im Hotel- und Gaststättengewerbe sind die regionalen Abstände besonders groß: In Mecklenburg-Vorpommern gibt es 610 Euro, in Bayern dagegen 896 Euro und damit 286 Euro mehr.

West/Ost

  • In manchen Tarifbereichen gibt es im Wesentlichen eine Differenzierung zwischen West und Ost, so z.B. im Bauhauptgewerbe. Die gewerblichen Auszubildenden erhalten im Westen 1.339 Euro, im Osten 1.056 Euro. Für Hamburg und Berlin gibt es Sonderregelungen.
  • In der Gebäudereinigung variieren die Ausbildungsvergütungen bei den gewerblichen Auszubildenden zwischen 810 Euro im Osten und 900 Euro im Westen.

Einheitliche Vergütungen

  • Bundesweit einheitliche tarifliche Ausbildungsvergütungen gibt es u. a. bei Banken (1.025 Euro) und Versicherungen (1.037 Euro), in der Druckindustrie (994 Euro), in der Papierverarbeitung (970 Euro) sowie bei der Deutschen Bahn (877 Euro), der Deutschen Post (920 Euro), der Deutschen Telekom (940 Euro) und im öffentlichen Dienst (Bund, Gemeinden: 949 Euro, Länder: 941 Euro).

Das WSI-Tarifarchiv in der Hans-Böckler-Stiftung bietet zu den Ausbildungsvergütungen einen Online-Service an: Für 27 Wirtschaftszweige und Tarifbereiche können die tariflichen Ausbildungsvergütungen gegliedert nach Ausbildungsjahren abgerufen werden. Dabei werden auch die Unterschiede nach Bundesländern und Regionen sowie zwischen gewerblichen und kaufmännischen Auszubildenden aufgezeigt. Der Service ist kostenlos, die Daten werden ständig aktualisiert.

Weitere Informationen:

Zum Angebot im Internet

Kontakt:

Dr. Reinhard Bispinck
Leiter des WSI-Tarifarchivs

Rainer Jung
Leiter Pressestelle

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