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HBS Böckler Impuls

Konjunktur: Binnennachfrage schützt vor Stagnation

Ausgabe 16/2014

Das IMK erkennt eine ganze Menge Anhaltspunkte, dass die Aussichten der deutschen Wirtschaft besser sind als die Stimmung.

Es ist nur eine kleine Entspannung. Aber dass es sie überhaupt gibt, ist bemerkenswert: Das Risiko einer Rezession in Deutschland ist zuletzt etwas kleiner geworden, signalisiert der Konjunkturindikator des IMK. Im September zeigte das Frühwarninstrument, das zahlreiche Daten zu Produktion, Finanzmarkttrends oder Stimmungsindikatoren analysiert, ein Risiko von 20,5 Prozent an. Im Oktober sind es 18 Prozent. Zwar liegt auch dieser Wert gemessen am Durchschnitt der vergangenen anderthalb Jahre relativ hoch. Doch im Vergleich zu vielen Negativ-Nachrichten und Prognosen der letzten Zeit sehen die Forscher Grund für eine gewisse Gelassenheit.

Der Aufschwung in Deutschland habe einen binnenwirtschaftlichen Kern, und der sei bislang intakt, erklärt das IMK. Die Beschäftigung werde 2014 und 2015 ebenso steigen wie Löhne und verfügbare Einkommen. Dazu trage auch der neue gesetzliche Mindestlohn bei. Die Arbeitslosigkeit geht laut IMK in kleinen Schritten weiter zurück. All das stabilisiere die Nachfrage und ermutige Unternehmen zu Investitionen. Und es ist die Voraussetzung dafür, dass die außenwirtschaftlichen Risiken – die anhaltende Schwäche vieler Euroländer, die Krisen um die Ukraine und im Nahen Osten – die Aufwärtsentwicklung bislang zwar bremsen, aber nicht stoppen.

So prognostiziert das IMK für 2014 und 2015 mit 1,5 und 1,9 Prozent ein höheres Wirtschaftswachstum als die Institute, die für die Bundesregierung die Gemeinschaftsdiagnose (GD) erstellen. Schaue man ins Kleingedruckte der GD, seien deren Annahmen für das kommende Jahr aber auch gar nicht so skeptisch, wie der Durchschnittswert nahelegt, betont Gustav Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK: „Über die einzelnen Quartale zeigt sich 2015 eine solide Aufwärtsbewegung.“ Deshalb sei auch nicht recht nachzuvollziehen, warum die Institute den gesetzlichen Mindestlohn für Wachstumsverluste verantwortlich machten.

Trotz seiner positiveren Einschätzung sieht das IMK die Wirtschaftspolitik am Zug. Stabile Euroländer wie Deutschland sollten mit mehr öffentlichen Investitionen die Wirtschaft stimulieren, raten die Forscher. Ohne die Regeln der problematischen Schuldenbremse zu verletzen, könnte die deutsche Regierung dafür im kommenden Jahr 20 Milliarden Euro mobilisieren. Damit ließe sich auch der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) mildern, mit neuen Ankaufprogrammen für verbriefte Kreditpapiere die Konjunktur im Euroraum anzukurbeln. „Wer nicht will, dass die EZB beim Kauf solcher ABS-Papiere Risiken eingeht, muss deren Geldpolitik fiskalpolitisch flankieren“, sagt Horn.

  • Die deutsche Wirtschaft wird 2014 und 2015 weniger stark wachsen als erwartet. Aber im Kern ist der aufschwung noch intakt, die Gefahr einer Rezession ist gering, zeigt der IMK-Indikator. Zur Grafik

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