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HBS Böckler Impuls

Konjunktur: Herbeigesparte Stagnation

Ausgabe 15/2012

Die wirtschaftliche Flaute lässt die Arbeitslosigkeit auch in Deutschland wieder steigen. Die Politik sollte mit erweiterten Möglichkeiten zur Kurzarbeit vorbeugen, empfiehlt das IMK.

Wirtschaftskrise und strikter Sparkurs in vielen Euroländern lassen die deutsche Konjunktur nahezu stagnieren. In diesem Jahr rechnet das IMK lediglich mit einem Mini-Wachstum von 0,6 Prozent. Für 2013 sagen die Konjunkturforscher in ihrer neuen Prognose nur noch 0,4 Prozent voraus. Der Grund: Derzeit fragen Länder wie die USA, China oder Russland noch rege Waren made in Germany nach. Das hilft etwas hinweg über die Schwäche wichtiger europäischer Handelspartner. Doch 2013 dürften zumindest die Amerikaner weitgehend ausfallen, prognostiziert das IMK: Werden die US-Budgetregeln so restriktiv umgesetzt wie derzeit beschlossen, muss die Regierung in Washington ihre Ausgaben massiv kürzen. Der US-Wirtschaft drohe dann eine Rezession.

In Deutschland setzt das geringe Wachstum dem Rückgang der Arbeitslosigkeit ein Ende: Im Jahresdurchschnitt 2013 wird die Quote der Menschen ohne Job wieder etwas höher sein als 2012, so das IMK. Ein scharfer Anstieg bleibe zwar vorerst aus, gleichwohl raten die Forscher der Bundesregierung frühzeitig gegenzusteuern: Sie solle die Regelungen zur Kurzarbeit rasch wieder so großzügig ausgestalten wie während der akuten Wirtschaftskrise 2009/2010.

Im eher trüben Gesamtbild sehen die Experten aber auch einige Lichtblicke. So rechnen sie damit, dass die Löhne stärker steigen als die Inflation. Das trägt zu einem robusten privaten Konsum bei, der die deutsche Wirtschaft stützt. Außerdem wertet das IMK den Beschluss der Europäischen Zentralbank (EZB), notfalls unbegrenzt Staatsanleihen von Euro-Krisenländern aufzukaufen, als wichtigen Ansatz, um die Vertrauenskrise in der Währungsunion zu entschärfen. Allerdings sehen die Forscher die Gefahr, dass dieser Fortschritt blockiert wird, wenn Staaten erst übertrieben harte Sparauflagen beschließen müssen, bevor sie von der EZB unterstützt werden können.

Das IMK empfiehlt stattdessen, die Sparpakete in den Krisenländern zeitlich zu strecken, um die Konjunktur zu entlasten. „Realistische Konsolidierung, die die Wirtschaft nicht abwürgt, nützt uns allen mehr als plakative Strenge, die ihr Ziel nicht erreicht“, sagt Gustav Horn, der Wissenschaftliche Direktor des Instituts.

  • Rezession und strikter Sparkurs bei wichtigen europäischen Handelspartnern bremsen 2012 und 2013 auch die deutsche Wirtschaft aus. Zur Grafik

IMK-Arbeitskreis Konjunktur: Im Sog der Krise - Deutsche Konjunktur im Herbst 2012 (pdf), IMK Report Nr. 74, Oktober 2012

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