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HBS Böckler Impuls

Umwelt: Neue Jobs mit grünen Investitionen

Ausgabe 17/2009

Weniger als zwei Millionen Arbeitslose noch vor dem Jahr 2020: Das wäre möglich, wenn Deutschland ein Umbau seiner Wirtschaft gelingt - in Richtung Energie- und Ressourceneffizienz, Umwelttechnologien und Klimaschutz.

Hält die Bundesrepublik an ihrem bisherigen Wirtschaftsmodell fest, ist lediglich eine schleppende wirtschaftliche Erholung mit einem durchschnittlichen Wachstum von jährlich kaum mehr als einem Prozent zu erwarten. Mit Investitionen in grüne Technologien hingegen sind im kommenden Jahrzehnt im Schnitt deutlich mehr als zwei Prozent reales Wachstum möglich. Zu diesen Ergebnissen kommen Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, des Kieler Instituts für Weltwirtschaft und des IMK.

Regionale Cluster bei der nachhaltigen Energieproduktion sind einer der wichtigsten Ansatzpunkte für zukunftsfähige Industrien in Deutschland, so die Wissenschaftler. Davon würden auch Zukunftsentwicklungen in der Automobilindustrie profitieren: eine Optimierung der bestehenden Antriebe, aber auch die Entwicklung der Elektromobilität. Stromnetze, Gas- und Fernwärme sollten ökologisch umgebaut werden, erneuerbare Energien stärker zum Einsatz kommen.

Für einen ersten Investitionsschub könnte der Staat kurzfristig höhere Haushaltsdefizite in Kauf nehmen, schreiben die Forscher in ihrer Untersuchung, die vom European Climate Forum koordiniert und vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben wurde. Wie die Clinton-Administration gezeigt habe, kann auch ein großes Budgetdefizit in wenigen Jahren abgebaut werden.
Voraussetzung für ein erfolgreiches Umschwenken ist aber auch ein Umbau des Steuersystems. Denn deutsche Unternehmen und Anleger haben in den vergangenen Jahrzehnten immer weniger Geld in die Erneuerung der Wirtschaft investiert - trotz hoher Vermögenseinkommen.

Steuerliche Anreize können dafür sorgen, dass eben diese Einkommen wieder vermehrt in unternehmerische Investitionen fließen. Im Rahmen der Gewinnbesteuerung sollten daher wieder höhere Steuersätze bei zugleich großzügigeren Abschreibungsmöglichkeiten gelten. Erbschaft- und Grunderwerbsteuer könnten Anreize für energetische Sanierungen bieten. So wäre zum Beispiel die Grunderwerbsteuer zu erlassen, wenn innerhalb eines bestimmten Zeitraums nach Erwerb eine Immobilie umfassend saniert wird.

Wer mit seinem Vermögen lieber an den Kapitalmärkten spekuliert, soll eine Börsenumsatzsteuer zahlen, schlagen die Forscher vor. Begleitend dazu könnte ein Finanz-TÜV die Zulassung von Finanzprodukten an den Geld-, Kapital- und Immobilienmärkten regeln. Ist eine Anlage intransparent und damit aus Sicht der Prüfstelle riskant, gibt es keine Genehmigung. Bei alldem wichtig: die internationale Koordination, insbesondere innerhalb der Europäischen Union. So sollte der Finanz-TÜV gleich auf EU-Ebene eingerichtet werden.
Nachhaltige Anlageprodukte wie Klima- und Innovationsfonds könnten ebenfalls mehr Geld in zukunftsträchtige Geschäftsfelder lenken. Auch diese ließen sich europäisch ausrichten. Eine Zertifizierung der Investments über den Finanz-TÜV würde es privaten Investoren zusätzlich leichter machen, ihr Geld entsprechend anzulegen.

  • Bis zum Jahr 2020 wird der Anteil der Umwelttechnologien am Umsatz aller Wirtschaftsbereiche auf 14 Prozent steigen, so ein Gutachten im Auftrag des Bundesumweltministeriums. Zur Grafik
  • Mit Investitionen in grüne Technologien sind in Deutschland im kommenden Jahrzehnt durchschnittlich deutlich mehr als zwei Prozent reales Wachstum möglich. Die Zahl der Arbeitslosen könnte noch vor dem Jahr 2020 auf weniger als zwei Millionen sinken. Zur Grafik

Carlo C. Jaeger, Gustav Horn, Thomas Lux: Wege aus der Wachstumskrise (pdf), Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Oktober 2009

Weitere Infos zur Studie für das Bundesumweltministerium in Böckler Impuls 13/2009

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