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HBS Böckler Impuls

Arbeitszeit: Viele Mütter arbeiten kürzer, als sie möchten

Ausgabe 19/2008

Die Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen hat sich zwischen 2001 und 2006 kaum verändert. Zwar haben mehr Frauen einen Job als noch zu Beginn des Jahrzehnts, aber im Schnitt arbeiten sie dafür weniger Stunden je Woche.

Die Quote liegt über dem EU-Schnitt und erfüllt bereits vier Jahre im Voraus das angestrebte Ziel der europäischen Beschäftigungsstrategie: 61,5 Prozent der Frauen in Deutschland gehen einem Beruf nach. Von 2001 bis 2006 stieg der Anteil der erwerbstätigen Frauen um fast drei Prozentpunkte. Dennoch: Die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern hat sich in diesem Zeitraum kaum verändert. Darauf weisen Forscher des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) hin, die im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung den ersten Arbeitszeit-Monitor 2001 bis 2006 erstellt haben. Ihre Sonderauswertung des Mikrozensus zeigt: Umgerechnet auf Vollzeitstellen stagnierte die Erwerbsbeteiligung von Frauen. Das liegt daran, dass sich - Vollzeit und Teilzeit zusammen genommen - die effektiven wöchentlichen Arbeitszeiten von Frauen zwischen 2001 und 2006 von durchschnittlich 31,5 auf 30,2 Stunden reduziert haben.

Kurze Arbeitstage, geringes Einkommen. Das Gros der Teilzeitkräfte - 87 Prozent - ist weiblich. Die Arbeitszeiten von Frauen in Deutschland sind im europäischen Vergleich die zweitkürzesten, nur die Niederländerinnen kommen auf noch geringere Stundenzahlen. Laut IAQ kehren zwar mehr Mütter auf den Arbeitsmarkt zurück als noch zu Beginn des Jahrzehnts, doch nur für wenige Stunden pro Woche. 60 Prozent der westdeutschen und 20 Prozent der ostdeutschen Frauen sagen, sie arbeiten aufgrund von familiären und persönlichen Gründen weniger, als sie eigentlich möchten. Trotz der Ausweitung von Kinderbetreuungsangeboten beeinflussen Ehe und Kinder die Frauen weiterhin stark in der Entscheidung, wie viele Stunden sie am Arbeitsplatz verbringen. Eine spürbare Reduktion der Frauen-Arbeitszeiten fällt zudem mit der Reform der Minijobs 2003 zusammen, stellen die Wissenschaftler fest. Die neue Regelung der geringfügigen Beschäftigung verstärke die steuerlichen Anreize insbesondere für Frauen, nur wenig dazu zu verdienen, und sie erleichtere es vielen Arbeitgebern, sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse in Minijobs aufzuteilen.

Keine egalitäre Arbeitsaufteilung. Die Arbeitszeiten von Männern und Frauen entfernen sich voneinander. Obwohl auch bei Männern Teilzeitarbeit zwischen 2001 und 2006 etwas zunahm, wuchs der Abstand zwischen den durchschnittlichen Wochenarbeitszeiten aller erwerbstätigen Männer und Frauen um eine halbe Stunde. Männer arbeiteten 2006 im Schnitt 40,1 Wochenstunden, Frauen nur 30,2. Die durchschnittliche Arbeitszeit von Müttern sinkt mit jedem Kind, bei Vätern nimmt sie hingegen zu. Das Einkommen vieler weiblicher Teilzeit- oder geringfügig Beschäftigten habe nur den Charakter eines Zuverdienstes, darum bleibe die finanzielle Abhängigkeit vieler Frauen von ihrem Ehepartner erhalten. Deutschland sei weit entfernt von einer egalitären Arbeitsaufteilung, folgern die IAQ-Experten. Vor allem Westdeutschland habe sich nicht vom traditionellen Familienbild gelöst.

  • Paare ohne Kind pflegen oft eine egalitäre Arbeitsaufteilung, doch mit jedem Kind orientiert sich die Rollenverteilung wieder stärker an der Tradition. Zur Grafik
  • In Europa arbeiten nur die Niederländerinnen weniger Stunden je Woche als die deutschen Frauen. Zur Grafik

Angelika Kümmerling, Andreas Jansen, Steffen Lehndorff: Immer mehr Frauen sind erwerbstätig - aber mit kürzeren Wochenarbeitszeiten, IAQ/HBS-Arbeitszeitmonitor, IAQ-Report 2008

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