Forschungsprojekt: Grenzüberschreitende Koordination und Kooperation in interregionalen Organisationen

am Beispiel Interregionaler Gewerkschaftsräte

Projektziel

Im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojektswurden Interregionale Gewerkschaftsräte (IGR) in vier Regionen Europas in historischer, sozialwissenschaftlicher und interkultureller Perspektive empirisch untersucht.

Veröffentlichungen

Filsinger, Dieter, Hans-Jürgen Lüsebrink und Luitpold Rampeltshammer (Hrsg.), 2015. Interregionale Gewerkschaftsräte. Historische, sozialwissenschaftliche und interkulturelle Analysen. Historische, sozialwissenschaftliche und interkulturelle Analysen, Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung, edition sigma 179, Baden-Baden: Nomos, 311 Seiten.

Filsinger, Dieter, Hans-Jürgen Lüsebrink und Luitpold Rampeltshammer, 2014. Interregionale Gewerkschaftsräte: Historische, sozialwissenschaftliche und interkulturelle Analysen, Saarbrücken, 284 Seiten.

Projektbeschreibung

Kontext

Transnationale Prozesse, Institutionen und Organisationen gewinnen in der sozialwissenschaftlichen Forschung an Bedeutung. Interregionale Gewerkschaftsräte sind Ausdruck von gleichzeitig ablaufenden Prozessen der Europäisierung und Regionalisierung und einer wachsenden transnationalen Zusammenarbeit von Gewerkschaften. Als Teil des Mehrebenensystems der Gewerkschaften sind sie bisher jedoch noch wenig erforscht. Der erste IGR wurde im Jahre 1976 in der Grenzregion Saarland-Lothringen-Luxemburg gegründet. Mittlerweile existieren 45 IGRs in Europa. In dem vom Saarländischen Kompetenznetzwerk Sozialwissenschaften (SK SoWi) initiierten Forschungsprojekt haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen gearbeitet, die in der grenzüberschreitenden Forschung, in der Gewerkschaftsforschung und der interkulturellen Kommunikationsforschung engagiert und dort besonders an Prozessen transnationaler Institutionen-, Netzwerk- und Organisationsbildung interessiert sind.

Fragestellung

Während unterschiedliche Formen transnationaler Koordination und Kooperation von Gewerkschaften Eingang in wissenschaftliche Analysen gefunden haben, ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Gewerkschaften auf regionaler Ebene noch wenig erforscht. Vor diesem Hintergrund untersucht das Forschungsprojekt die historische Entstehung, die Institutionalisierung und Entwicklung, die interne Kommunikation und Organisation sowie die externe Kommunikation und Wirkungsfelder der IGRs. Im Zentrum steht die Frage nach den Potenzialen der IGRs für die transnationale Koordination von Gewerkschaften sowie für die Lösung sozial- und arbeitspolitischer Probleme, die durch transnationale Prozesse und interregionale Disparitäten entstehen. Die Bedeutung unterschiedlicher nationaler Gewerkschaftsstrukturen und -kulturen sowie die interkulturelle Kommunikation innerhalb der IGRs erfahren dabei eine besondere Aufmerksamkeit.

Untersuchungsmethoden

Das Forschungsprojekt besteht aus einer vertiefenden Einzelfallstudie und vergleichenden Fallstudien von vier Interregionalen Gewerkschaftsräten. Gegenstand der Einzelfallstudie ist der IGR Saar-Lor-Lux-Trier/Westpfalz. Für die vergleichende Analyse werden die IGRs Burgen-land-Westungarn, Elbe-Neiße (Sachsen, Nord-Böhmen und der Verwaltungsbezirk Jelenia Góra) und Euregio (Nordelsass, Südpfalz und die badischen Kreise Baden-Baden, Karlsruhe, Ortenau und Raststatt) hinzugezogen. Das Projekt ist interdisziplinär und verbindet geschichts-, kommunikations- und sozialwissenschaftliche Perspektiven. Die Datengrundlage beruht auf einer Analyse historischer Dokumente, leidfadengestützten Experteninterviews, die anhand des Analyseverfahrens der Grounded Theory ausgewertet werden, einer Diskursanalyse auf der Basis von Sitzungsprotokollen, Medienberichten und Dokumenten der IGRs und der beteiligten Gewerkschaften sowie der teilnehmenden Beobachtung von Sitzungen und Konferenzen.

Darstellung der Ergebnisse

- Bedeutsam sind die IGRs für die Beobachtung von Entwicklungen und Krisen auf dem Arbeitsmarkt. Als transnationale und transkulturelle Erfahrungs- und Kommunikationsräume ermöglichen sie Lernprozesse, die den Handlungshorizont nationaler Akteure in Richtung einer transnationalen Regulierung erweitern.

- Im Handlungsspektrum der IGRs sind Dienstleistungen, wie Grenzgängerberatungen und Betriebsräteschulungen, von herausragender Bedeutung. Hinzu kommt die Vertretung von Arbeitnehmerinteressen gegenüber Politik, Verwaltung und Wirtschaft.

- Die vielfältigen transnationalen Vernetzungen stellen eine zentrale Ressource dar. Die Kooperation zwischen den Gewerkschaften der Teilregionen reicht vom Informationsaustausch, über die Einrichtung interregionaler Netzwerke betrieblicher oder sektoraler Gewerkschaftsakteure bis hin zu Versuchen tarifpolitischer Koordination und des Engagements in Arbeitskonflikten.

- Das Problemlösungspotenzial ist bislang in erster Linie in ihrer Initiativ- und Inkubationsfunktion sowie insbesondere in ihrer Vermittlungsfunktion in multiplen Akteur- und Raumbezügen zu erkennen. Im Sinne eines Laboratoriums zeigen sie, was grenzüberscheitend möglich ist.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Dieter Filsinger
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
dieter.filsinger@htw-saarland.de

Prof. Dr. Hans-Jürgen Lüsebrink
Universität des Saarlandes LS für Romanische Kulturwissenschaft
FR 4.2 Romanistik
luesebrink@mx.uni-saarland.de

Dr. Luitpold Rampeltshammer
Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt der Universität des Saarlandes
l.rampeltshammer@univw.uni-saarland.de

Bearbeitung

Dr. Veith Damm
Universität des Saarlandes Philosophische Fakultät I - 3.4 Historisches Inst.
Abt. Wirtschafts- und Sozialgeschichte
v.damm@mx.uni-saarland.de

Dr. Wolfgang Meyer
Universität des Saarlandes Centrum für Evaluation
Zi. E 09, Geb. C 5 3
w.meyer@mx.uni-saarland.de

Dr. Holger Bähr
Universität des Saarlandes Centrum für Evaluation
Zi. E 14, Geb. 5 3
holger.baehr@iab.de

Thomas Schmidtgall, M.A.
Universität des Saarlandes LS für Romanische Kulturwissenschaft
Geb. C5 2, Raum 120
t.schmidtgall@mx.uni-saarland.de

Esther Spicker
Universität des Saarlandes LS für Romanische Kulturwissenschaft
FR 4.2 Romanistik
spicker@mx.uni-saarland.de

Julia Frisch, M.A.
Universität des Saarlandes LS für Romanische Kulturwissenschaft
Geb. C5 2, Raum 120
j.frisch@mx.uni-saarland.de

Maria Albrecht, M.A.
Universität des Saarlandes Centrum für Evaluation
Zi. E 31, Geb. C5 3
m.albrecht@ceval.de

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
Saskia-Freye@boeckler.de

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