Forschungsprojekt: Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren bei Älteren

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren bei älteren Beschäftigten im Spannungsfeld zwischen Markt und Staat: eine internationale Studie

Projektziel

In welchem Maße sind ältere Beschäftigte psychosozialen Arbeitsbelastungen ausgesetzt und welche Auswirkungen hat dies auf ihre Gesundheit? Dieses Forschungsprojekt, welches Daten aus 18 Ländern analysiert, beschäftigt sich mit genau dieser Frage und untersucht zudem die arbeits- und sozialpolitischen Einflüsse auf die Häufigkeit von Arbeitsbelastungen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit.

Veröffentlichungen

Siegrist, Johannes, 2012. Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren bei älteren Beschäftigten im Spannungsfeld zwischen Markt und Staat: eine internationale Studie, Düsseldorf; London, 67 Seiten.

Siegrist, Johannes, Thorsten Lunau, Morten Wahrendorf und Nico Dragano, 2012. Depressive symptoms and psychosocial stress at work among older employees in three continents / Johannes Siegrist u.a, Globalization and Health, 8, S. 1-16.

Siegrist, Johannes, 2012. Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren bei älteren Beschäftigten im Spannungsfeld zwischen Markt und Staat: eine internationale Studie: Literaturübersicht zu Interventionsstudien. Literaturübersicht zu Interventionsstudien, Düsseldorf; London, 27 Seiten.

Siegrist, Johannes und Nico Dragano, 2012. Health effect outcomes: "Survivor disease" in the context of economic change, In: Cary L. Cooper, Alankrita Pandey, James Campbell Quick (Hrsg.), Downsizing: Is Less Still More?, Cambridge: University Press, S. 168-196.

Siegrist, Johannes und Morten Wahrendorf, 2011. Quality of work, health and early retirement: European comparisons, In: Axel Börsch-Supan u.a. (Hrsg.), The Individual and the Welfare State: Life Histories in Europe, Heidelberg: Springer Verlag, S. 169-178.

Dragano, Nico und Lennard Schneider, 2011. Psychosoziale Arbeitsbelastungen als Prädiktoren der krankheitsbedingten Frühberentung: Ein Beitrag zur Beurteilung des Rehabilitationsbedarfs, Die Rehabilitation, 50 (2011), S. 28-36.

Dragano, Nico, Johannes Siegrist und Morten Wahrendorf, 2010. Welfare regimes, labour policies and unhealthy psychosocial working conditions: a comparative study with 9917 older employees from 12 European countries, Journal of Epidemiology and Community Health, 65, S. 793-799.

Siegrist, Johannes, 2010. Stresstheorie: Das Anforderungs-Kontroll-Modell und das Modell beruflicher Gratifikationskrisen, In: Dirk Windemuth; Detlev Jung; Olaf Petermann (Hrsg.), Praxishandbuch psychischer Belastungen im Beruf, Wiesbaden: Universum Verlag, S. 66-75.

Weitere Informationen

Gesundheit: Psychostress im Job weltweites Problem.- In: Böcklerimpuls; 16/2012.- S. 3
http://www.boeckler.de/41296_41313.htm

Projektbeschreibung

1. Kontext

Im Zentrum der Analyse stehen psychosoziale Arbeitsbelastungen, die in Folge des aktuellen Wandels der Erwerbsarbeit weit verbreitet sind. Dieser Trend fällt mit der demographischen Alterung der Erwerbsbevölkerung zusammen. Daher stellt sich die Frage, inwieweit ältere Beschäftigte solchen Belastungen ausgesetzt sind und welche gesundheitlichen Konsequenzen daraus folgen. Es fehlen vor allem Informationen darüber, welche äußeren Einflüsse die Verbreitung und Wirkung solcher Belastungen begünstigen oder im positiven Falle eindämmen. Denkbar ist, dass die Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme oder Elemente der Arbeitsmarkpolitik einen Einfluss darauf haben, welchen arbeitsbezogenen Risiken Beschäftigte ausgesetzt sind.

2. Fragestellung

- Welche Zusammenhänge lassen sich zwischen psychosozialen Arbeitsbelastungen und der psychischen und körperlichen Gesundheit älterer Beschäftigter in einer 18 Länder übergreifenden Studie beobachten?

- Gibt es Länder, in denen ältere Beschäftigte häufiger als in anderen Ländern von psychosozialen Arbeitsbelastungen betroffen sind? Daran anschließend: Gibt es Zusammenhänge zwischen bestimmten nationalen arbeits- und sozialpolitischen Rahmenbedingungen und der Ausprägung der Arbeitsbelastung?

- Ergeben sich Hinweise darauf, dass bestimmte politische Rahmensetzungen ältere Beschäftigte vor negativen Folgen von psychosozialen Belastungen schützen?

Eine zentrale Hypothese lautet, dass Arbeitsbelastungen und ihre gesundheitlichen Folgen in Ländern mit schwacher arbeits- und sozialpolitischer Aktivität stärker ausgeprägt sind als in Ländern mit entsprechend ausgebauten Programmen.

3. Untersuchungsmethoden

Die Fragestellung erfordert eine ländervergleichende Analyse, damit Unterschiede auf der Makro-Ebene - also der Ebene nationaler politischer Strukturen und sozialstaatlicher Prinzipien - sichtbar gemacht werden können. Daher werden sowohl Quer- als auch Längsschnittdaten aus fünf vergleichbaren Altersstudien (SHARE, ELSA, HRS, JSTAR, KloSA) ausgewertet. Insgesamt haben an diesen Studien über 25.000 ältere Erwerbstätige aus 18 Ländern teilgenommen. Für jedes dieser Länder kann berechnet werden, wie häufig Arbeitsstress auftritt und wie stark er sich auf Erkrankungsrisiken auswirkt. Sind Unterschiede zwischen den Ländern zu beobachten, dann wird mit Hilfe spezieller statistischer Verfahren (Mehrebenenmodelle) untersucht, ob diese Unterschiede mit Indikatoren für spezifische arbeitsmarktpolitische und sozialstaatliche Rahmenbedingungen zusammen hängen.

4. Darstellung der Ergebnisse

- Anhand von Querschnitts- und Längsschnittdaten konnte gezeigt werden, dass psychosoziale Stressbelastung (hervorgerufen durch niedrige Kontrolle und Entscheidung bei der Arbeit, berufliche Gratifikationskrisen, d.h. hohe Verausgabung in Kombination mit niedriger Belohnung) das Risiko depressiver Störungen, einer schlechten subjektiven Gesundheit sowie funktioneller Einschränkungen signifikant erhöht. Im Längsschnitt konnte auch eine Risikoerhöhung für koronare Herzerkrankungen beobachtet werden.

- Die verwendeten Mehrebenenanalysen zeigen auch, dass sich die durchschnittliche Ausprägung der psychosozialen Arbeitsbelastungen zwischen den Ländern unterscheidet. Vor allem die Indikatoren Lebenslanges Lernen und Erwerbsbeteiligung konnten einen großen Teil der Unterschiede in den Arbeitsbelastungen zwischen den Ländern erklären.

- Zusätzlich fanden wir Hinweise, dass in Ländern mit schwacher arbeits- und sozialpolitischer Aktivität die Stärke des global nachgewiesenen Zusammenhanges zwischen Arbeitsstress und depressiven Symptomen stärker ausgeprägt ist als in Ländern, die verstärkt in solche Programme investieren.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Johannes Siegrist
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Institut für Medizinische Soziologie
siegrist@uni-duesseldorf.de

Prof. Dr. Nico Dragano
Universitätsklinikum Düsseldorf Institut für Medizinische Soziologie
dragano@med.uni-duesseldorf.de

Bearbeitung

Thorsten Lunau
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
thorsten.lunau@uni-duesseldorf.de

Kontakt

Dr. Eike Windscheid
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
eike-windscheid@boeckler.de

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