Forschungsprojekt: Gestaltung von Schichtarbeit in der Produktion

Zukunftstaugliche Gestaltung der Schichtarbeit in der Produktion. Arbeitsfähigkeit und alternsgerechtes Arbeiten, Beteiligung und Flexibilitätsanforderungen

Projektziel

Das Projekt Zukunftstaugliche Gestaltung der Schichtarbeit in der Produktion bündelt den vorliegenden Handlungs- und Forschungsbedarf zur Thematik in zwei umsetzungsorientierten Handlungssträngen, der Schichtarbeit als Teil der Belastungs- und Gefährdungsanalyse nach Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und der Konzeption einer alter(n)sgerechten Schichtarbeit.

Projektbeschreibung

Kontext

Obwohl Schichtarbeit in den letzten Jahrzehnten ein vielfach beforschtes Untersuchungsfeld gewesen ist, zeigen Beobachtungen der letzten Zeit einen deutlichen Handlungsbedarf. Das wird u. a. durch eine Betriebsräteumfrage der IG Metall in Baden-Württemberg aus dem Jahr 2011 bestätigt. Die Ergebnisse machen deutlich, dass neben dem Verfall von Arbeitszeit in über 40 Prozent der Betriebe die vorhandenen Schichtsysteme ausgeweitet wurden, mit der Folge, dass immer mehr Beschäftigte auch an Wochenenden arbeiten. Über zwei Drittel der Betriebe haben wachsende Probleme mit zu hohen Leistungsvorgaben und zu wenig Personal. Der steigende Zeitdruck, das hohe Arbeitsvolumen und die damit verbundene fehlende Planbarkeit von Arbeitszeiten spiegeln sich auch in einer Zunahme von physischen und psychischen Erkrankungen wider. Aus arbeitswissenschaftlicher Sicht können zur Schichtarbeit weitgehend nicht umgesetzte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse sowie offene Forschungsfragen bestätigt werden.

Fragestellung

Obwohl Arbeitszeit sogar explizit im ArbSchG als Bestandteil der zu beurteilenden Arbeitsbedingungen genannt wird, ist sie strukturell und inhaltlich in kaum einer Belastungs- und Gefährdungsanalyse integriert. Hierfür sollen Vorgehensweisen und betrieblich erfolgreiche Umsetzungen ermittelt, arbeitswissenschaftlich begleitet und für betriebliche relevante Akteursgruppen aufbereitet werden. Des Weiteren sind bei der Gestaltung der Schichtarbeit bislang kaum Aspekte einer Lebensphasenorientierung oder einer alternsgerechten Gestaltung vorzufinden. Auch der stetigen Zunahme des Frauenanteils in der Schichtarbeit ist bislang nicht systematisch Rechnung getragen worden (gendersensible Gestaltung der Schichtarbeit). Hier fehlt es grundlegend an Erfahrungen und arbeitswissenschaftlich gesichertem Wissen. Daher sollen im geplanten Projekt gezielt bereits umgesetzte Gestaltunglösungen ermittelt, arbeitswissenschaftlich bewertet und zum Transfer aufbereitet werden.

Untersuchungsmethoden

Handlungsleitend untersetzt und empirisch begründet werden die Gestaltungsansätze mit sekundäranalytischen Auswertungen der BiBB-BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012 und der Beschäftigtenbefragung der IG Metall 2013 sowie einer Bretenerhebung. Die hierzu gefundenen Ergebnisse sollen in einem nächsten Schritt in einer Reihe von Modellbetrieben handlungsleitend für die Erarbeitung und Aufbereitung von Praxislösungen für die bereits genannten Schwerpunkte des Forschungsansatzes dienen. In den 10-15 Modellbetrieben werden methodisch je nach betrieblichen Ausgangsbedingungen und thematischen Schwerpunkten jeweils Befragungen und Expertengespräche mit innerbetrieblichen Praktikern (Unternehmensleitung, Betriebsrat, Arbeitsschutz etc.) qualitative Interviews, Gruppendiskussionen und ggf. kurze schriftliche Befragungen der Beschäftigten aus den Modellbetrieben eingesetzt.

Darstellung der Ergebnisse

Die Ergebnisse der Breitenerhebung (1270 Schichtarbeiter) bestätigen den zur Initiierung des Projekts vorliegenden Anfangsverdacht (keine Berücksichtigung arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse; erhebliche Gesundheitseinschränkungen). Es zeigt sich ein insgesamt hohes Belastungsniveau bei Männern und Frauen gleichermaßen. Es konnten weitere arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse den bereits Bekannten zugewiesen werden, z.B. Gesundheitsverträgliche Ernährung in der Nachtschicht; Anpassung der Schichtlänge an die Arbeitsintensität (Arbeitsbelastung) und an das Alter; Arbeitsmedizinische Untersuchungen als Angebotsvorsorge für Nachtarbeitnehmer; Ablehnung von Dauernachtschicht; Starke Bedenken zu nächtlicher Beleuchtung mit hohem Blauanteil. Die neuen arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse wurden u. a. in ein Konzept zur Gefährdungsbeurteilung nach ArbSchG unter Berücksichtigung der Schichtarbeit übertragen. Des Weiteren wurden Erfahrungen aus den betrieblichen Fallstudien zu einer Einstiegsstrategie zur Gestaltung der Schichtarbeit für betriebliche Praktiker zusammengefasst (Pilotvorhaben mit arbeitswissenschaftlicher Begleitung).

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