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HBS Böckler Impuls

Arbeitszeit: Kürzer ist sicherer

Ausgabe 19/2016

Arbeiten bis zum Umfallen führt zu Unfällen: Kürzere Arbeitszeiten senken das Verletzungsrisiko.

Das zeigt eine Studie der koreanischen Ökonomen Jungmin Lee und Yong-Kwan Lee. Der Hintergrund: In Südkorea wurde die Standardarbeitszeit von 44 auf 40 Wochenstunden reduziert. Das entsprechende Gesetz trat ab Juli 2004 zunächst nur für Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigten sowie für Betriebe im öffentlichen Dienst und im Finanzsektor in Kraft. Danach wurde der Schwellenwert Jahr für Jahr gesenkt, seit Juli 2011 fallen sämtliche Betriebe mit fünf oder mehr Mitarbeitern unter die Regelung. Die schrittweise Anwendung mache es leichter, kausale Effekte zu ermitteln, so die Forscher – zumal es in den Jahren 2004 bis 2012 ansonsten keine Reformen beim Arbeitsschutz gegeben habe.

Für ihre empirische Analyse haben die Wissenschaftler Daten der Unfallstatistik sowie eine Erhebung des Arbeitsministeriums ausgewertet. Demnach lag die tatsächliche Arbeitszeit der Koreaner im Jahr 2003 – also vor der Reform – im Schnitt bei 46 Stunden pro Woche. 2012 waren es nur noch 42 Stunden. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Verletzungen von 0,37 auf 0,27 pro 100.000 Arbeitsstunden gesunken. Wenn die Branche, die Betriebsgröße und das Jahr herausgerechnet werden, ist ein signifikanter Effekt nachweisbar: Eine Reduzierung der tatsächlichen Wochenarbeitszeit um eine Stunde lässt das Unfallrisiko um acht Prozent sinken. Die Ökonomen erklären das damit, dass lange Arbeitstage die Konzentration beeinträchtigen und so die Gefahr von Verletzungen erhöhen. Nach ihren Berechnungen dürfte die Einführung der Vierzigstundenwoche die Zahl der unfallbedingten Fehltage um etwa 4,8 Millionen pro Jahr verringert haben.

  • Lange Arbeitstage beeinträchtigen die Konzentration und erhöhen so die Gefahr von Verletzungen. Zur Grafik

Jungmin Lee, Yong-Kwan Lee: Can working hour reduction save workers? Labour Economics 40, Juni 2016
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